„Familie, ein sicherer Ort, ein zweites Zuhause.“ So beschreiben Kinder und Jugendliche das Haus der Jugend (HdJ). Souvanida Poupée, die im HdJ ihr Freies Soziales Jahr absolviert, hat die Stimmen für einen Film zusammengeschnitten, den sie auf dem Instagramkanal der Einrichtung teilen möchte. „Der beste Ort für Jugendliche in Monheim. Man kann hier essen und es ist immer jemand da. Mit dem HdJ verbinde ich kreative Projekte und dass wir alle Unterstützung kriegen, die wir brauchen.“, sagen die einen. „Tanzen, Fifa zocken, chillen“, meint ein anderer. Das Haus der Jugend ist eine der ältesten Kinder- und Jugendeinrichtungen in Monheim am Rhein und am Samstag 50 Jahre alt geworden.
Bei der offiziellen Feier, zu der auch Bürgermeister Daniel Zimmermann und Simone Feldmann, Leiterin des Bereichs Kinder, Jugend und Familie sowie viele ehemalige Leiter des Hauses, Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartner gekommen waren, rührte der Zusammenschnitt, der die Atmosphäre und den Geist im Haus wohl sehr treffend widerspiegelte, das ein oder andere Teammitglied fast zu Tränen. Leiter Markus Löw startete die Feier nach seiner Begrüßung dann zunächst mit ein paar historischen Aufnahmen von 1992. Die ebenfalls damals vom Zivildienstleistenden gedrehten Filmszenen beschreiben die Zielsetzung des Haus der Jugend: „Positive Erlebnisse schaffen, die den jungen Leuten helfen die Probleme im Alltag besser zu bewältigen“, kommentiert der Sprecher.
„Ich kann kommen und gehen, wann ich möchte“
1974 wurde das Haus der Jugend gegründet – in einer Zeit, in der in Monheim am Rhein Aufbruchsstimmung herrschte. Durch den Bau unter anderem des Berliner Viertels verdoppelte sich in kurzer Zeit die Einwohnerzahl von 20.000 auf rund 40.000. Viele kinderreiche Familien zogen zu. Monheim galt lange als kinderreichste Stadt Deutschlands. Entsprechend sei damals viel in Schulen und Freizeitbetätigung für Kinder und Jugendliche investiert worden, so Daniel Zimmermann in seiner Ansprache. Monheim hatte zudem gerade die Stadtrechte erhalten und war knapp einer Eingemeindung nach Düsseldorf entgangen. Es sollte nun eine Infrastruktur geschaffen werden, die eine richtige Stadt eben ausmacht. „Das Haus der Jugend gehörte und gehört unbedingt dazu“, sagte Zimmermann.
Dass eine Einrichtung wie das Haus der Jugend, essentiell ist für eine städtische Infrastruktur, der Überzeugung ist auch Simone Feldmann, Leiterin des Bereichs Kinder, Jugend und Familie, die ihre beruflichen Wurzeln in er offenen Kinder- und Jugendarbeit hat. Sie sprach vor allem dem Team um Markus Löw und Abteilungsleiter Günter Pfeil ihren Respekt aus und fasste die Gründe aus Sicht der Kinder und Jugendlichen zusammen, warum das Haus der Jugend eine der erfolgreichsten und laut regelmäßiger Umfragen nachgewiesen auch die bekannteste Einrichtung in Monheim ist: „Ich kann kommen und gehen, wann ich möchte. Ich muss nichts mitbringen. Ich kann an den Angeboten teilnehmen, oder eben nicht. Ich kann kommen, wenn ich gut drauf bin oder, wenn ich belastet bin. Hier finde ich Erwachsene, die sich für meine Meinung interessieren.“ Das Haus der Jugend sei integraler Bestandteil der Moki-Präventionskette, so Feldmann. Vor allem die Art und Weise, wie die Mädchen eingebunden werden, lobte sie ausdrücklich. Denn das sei nicht immer so leicht.
„Viele Mädchen durften zunächst gar nicht kommen“
Lisa Mansen, Sozialarbeiterin und im HdJ unter anderem für die Mädchenarbeit zuständig, weiß warum. „Die Mädchen mussten sich erstmal ans Haus der Jugend herantasten. Sie brauchten eine konstante Ansprechperson und wollten unter sich sein. Deswegen schufen wir feste Angebote, nur für Mädchen wie Sport mit einem Fitnesstrainer oder das Tanzen, immer zur selben Zeit am selben Tag. Die Mädchen bekamen ihren eigenen Eingang und ihren eigenen Bereich. Viele durften sonst auch gar nicht kommen“, erinnert sich Mansen. Bevor das so war, seien vor allem Jungen in den sogenannten offenen Bereich, der sich rund um die große Theke im Erdgeschoss abspielt, gekommen. Jetzt mischt es sich auch. Die einen zocken Fifa, die anderen nehmen an Bastelprojekten teil, wieder andere nutzen das Tonstudio um eigene Rap-Songs einzusingen. Tanz und Musik spielt eine große Rolle. Aber auch Ernährung. Die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter gehen mit den Kindern einkaufen, kochen mit ihnen, sind Vorbild, große Schwester, Ersatzfamilie. In der wärmeren Jahreszeit fährt ein Teil des Teams mit dem Aktionsmobil ins Berliner Viertel. Dann wird die Hüpfburg aufgebaut und Popcorn verteilt. Beim Kinderschminken und Basteln tauen die Kinder auf und Eltern werden auf die Angebote der Einrichtung aufmerksam. Niederschwelliger geht es kaum.
Erlebnisse schaffen, die es leichter machen, dem Alltag zu begegnen
Viele ehemalige Besucherinnen und Besucher bleiben dem Haus immer verbunden. „Das Angebot richtet sich eigentlich an Kinder ab 6 Jahren bis in junge Erwachsenenalter“, erklärt Leiter Markus Löw. „Wir haben aber auch viele Honorarkräfte, Praktikanten und Absolvierende im Freien Sozialen Jahr, die das Haus aus ihrer eigenen Besuchsgeschichte her kennen und dann beruflich wiederkommen.“ Das begrüßen die festen Teammitglieder, denn es schafft Vertrauen zu den Ansprechpersonen, die oft dann auch die Eltern und Familien der Kinder und Jugendlichen und deren Situation zu Hause gut kennen – und gegebenenfalls Hilfe anbieten können, wenn danach gefragt wird. Zum täglichen offenen Haus bietet das fünfköpfige Team rund um Markus Löw Ferienaktionen für Schülerinnen und Schüler, Reisen zum Beispiel nach Holland aber auch nach Spanien und Italien, Ausflüge ins Phantasialand und ins Apollo Varieté: eben Erlebnisse schaffen, die es leichter machen, die Probleme im Alltag zu bewältigen. Das Prinzip der offenen Kinder und Jugendarbeit ist auch nach 50 Jahren aktuell. Simone Feldmann fasst es am Ende an das Team gerichtet so zusammen: „Ihr seid öffentliche Eltern. Ihr seid Familie!“ (pm)