Monheim-Lexikon: Kradepohl

Die mundartliche Bezeichnung „Kradepohl“, hochdeutsch Krötenpfuhl, deutet an, dass sich hier einst ein stehendes Gewässer befand. Gut zu erkennen ist es in einer 1819 von Baumeister Mathias Nasset gezeichneten Karte. Ob der Kradepohl aus einem Überrest des Befestigungsgrabens aus der Zeit der Freiheit Monheim entstanden ist, ist ungewiss. Es könnte sich auch um eine alte Abgrabung handeln, in der sich Rückstände von Hochwassern oder aufsteigendes Grundwasser sammelten.

Das Reservoir dürfte auch für Löschzwecke genutzt worden sein, denn das Protokoll der Gemeinderatssitzung vom 23. Dezember 1863 erwähnt einen „Brandteich am Schwanen“, wie damals ein Teil der heutigen nördlichen Seite des Kradepohls genannt wurde.

Vom Tümpel zum Brunnen

Der Name Kradepohl legt nahe, dass der Tümpel einen Lebensraum für Amphibien bildete. Darauf bezogen sich die Anwohner, als sie einen [intern]Brunnen stifteten, der nach einem Entwurf von Dachdeckermeister Johann Rüttgers (1904–1990) vom Bauunternehmer Heinz Kübler errichtet und am 30. April 1973 feierlich eingeweiht wurde.

Auf dem Beckenrand saßen drei wasserspeiende Frösche. Doch immer wieder wurden die Tierchen mutwillig beschädigt, ehe sie schließlich ganz verschwanden. Im August 2006 wurde der ursprüngliche Zustand wiederhergestellt. Rechtzeitig zum Schürefest platzierten die Altstadtfunken mit Unterstützung des Raiffeisen-Markts und befreundeter Handwerker drei neue Wasser-Frösche auf dem Beckenrand.

Einen komplett erneuerten Brunnen erhielt der Kradepohl im Zuge des großen Umbaus 2017/2018. Das evangelische Gemeindefest rund um die Altstadtkirche bildete am 27. Mai 2018 den Rahmen zur [extern]Eröffnung der neuen Anlagen. Nach Entwurf von Fischer Landschaftsarchitektur (Bonn) waren die Fahrbahnen verschmälert, Gehwege barrierefrei ausgebaut, die Beleuchtung modernisiert sowie Fahrradbügel und Ruhebänke aufgestellt worden.

Wie bei der Umgestaltung des Alten Markts wurde am Kradepohl Basalt-Natursteinpflaster verlegt. Die Tiefbauarbeiten wurden archäologisch überwacht. Nennenswerte Funde ergaben sich jedoch nicht.

An der Ostseite des Kradepohls erinnert seit 1988 ein Mahnmal mit der Inschrift „Zum Gedenken an das Unrecht 1933–1945“ an die [intern]Opfer der Judenverfolgung im Dritten Reich. Die Plastik stammt von dem Baumberger Bildhauer [intern]Hans Schweizer (1925–2005).

Gromoka pflanzte Kastanien

Als „Neumarkt“ wurde der Kradepohl auf der hier abgebildeten Ansichtskarte aus dem Jahr 1906 bezeichnet. Heute ist diese Bezeichnung nicht mehr geläufig, die seinerzeit offenbar als Pendant zum Alten Markt auf der Turmstraße gewählt wurde. Das Areal unterhalb der evangelischen Kirche wurde im Lauf der Zeit mehrmals umbenannt. Ab 1933 hieß es „Kradenpohl“, ab 1937 „Langemarkplatz“. 1945 wurde der Name „Neumarkt“ wieder eingeführt, später verliert sich seine Spur.

Die bis heute gültige Bezeichnung „Kradepohl“ wurde zweimal vergeben. Der Monheimer Gemeinderat folgte am 9. Juni 1953 einem Antrag der Altstadtfunken „auf Umbenennung des Platzes an der Dorfeiche“. Laut Protokoll wurde einstimmig beschlossen: „Der Platz um die Dorfeiche erhält seinen alten Namen ,Kradepohl‘. Die anliegenden Straßenzüge dagegen behalten ihre Namen und werden durch die Umbenennung in keiner Weise berührt.“ Dieser Beschluss war offenbar in Vergessenheit geraten, als der Rat den Namen am 28. Februar 1973 noch einmal vergab.

Die Bildunterschrift der Ansichtskarte enthält noch einen heute merkwürdig anmutenden Begriff: „Centenareiche“. In einem vor dem Ersten Weltkrieg erschienenen Pressebericht heißt es, die [extern]Große Monheimer Karnevalsgesellschaft habe den „Neumarkt“ mit Kastanien bepflanzen lassen und „weitere Mittel zur Anlage eines Rondells an der Zentenareiche bereit gestellt.“

Viele gute Wünsche für Eiche Nr. 3

Warum wurde der akkurat mit Staketen umzäunte Baum als „Hundertjahr-Eiche“ bezeichnet? Das bezog sich auf den 100. Geburtstag von Kaiser Wilhelm I. (1797–1888) am 22. März 1897, dessen auch in Monheim feierlich gedacht wurde, wie folgender Eintrag im Tagebuch des Monheimers Wilhelm Josef König belegt:

„In dieser Woche wurde überall der 100jährige Geburtstag des verstorbenen Kaisers Wilhelm I. gefeiert, drei Tage lang. An diesen drei Tagen sind die Fahnen nicht aus den Fenstern gekommen. […] Dienstag Nachmittags [wohl 23. oder 30. März 1897], Feier für die Erwachsenen, Nachmittags Zug zur Friedenseiche, Rede des evangelischen Pastors Böhlitz [recte: Bölitz], danach Festzug durch den ganzen Ort mit zwei Musikchören. […]“ (Karl König [Hg.]: Alt-Monheimer Dokumente, Lieder, Gedichte und Geschichten, Verlag Jean König, Monheim 1989, S. 31.)

Offenbar wurde zum postumen Kaisergeburtstag auch eine Eiche gepflanzt. Ob sie mit der von König genannten „Friedenseiche“ identisch war, bleibt unsicher. Die heute auf dem Kradepohl stehende Eiche ist jedenfalls mit Sicherheit nicht mehr die „Centenar-“ oder „Hundertjahr-Eiche“.

Ein namentlich nicht genannter Mundartautor berichtet im Buch „Monheim. Geschichte und Geschichten einer Bergischen Freiheit“ (Verlag Jean König, Monheim, 2. Auflage 1995, S. 217), die Eiche sei im Zweiten Weltkrieg abgestorben, möglicherweise durch Beschädigung bei einem Luftangriff oder beim Granatenbeschuss von der anderen Rheinseite. Als Ersatz sei 1947 eine amerikanische Eiche gepflanzt worden, für 200 Mark erworben bei der Baumschule Hoemann in Langenfeld.

Mit der Eiche auf dem Kradepohl nicht verwechseln sollte man die im Dritten Reich am heutigen Rathausplatz stehende „Hitler-Eiche“, die von 1933 bis 1937 auch einen Straßennamen hergab. Sie ist offenbar nach wenigen Jahren eingegangen, wie auch der zitierte Mundartautor annimmt.

Die Eiche auf dem Kradepohl litt seit 2022 unter Befall mit dem Pilz „Phytophthora ramorum“. Versuche von Stadt und Fachleuten, den 76 Jahre alten Baum zu retten, scheiterten; Anfang November 2023 wurde er gefällt. Stadt und Altstadtfunken waren sich aber einig, für eine neue, die nunmehr dritte Eiche auf dem Kradepohl zu sorgen.

Am 20. Januar 2024 wurde sie gepflanzt – eine stattliche, bereits 54 Jahre alte, zehn Tonnen schwere und 14 Meter hohe Zerr-Eiche, die die [extern]Baumschule Schmitz aus Kaarst lieferte. Für das Gedeihen des Baums und ein möglichst langes Leben wurden unter dem Beifall des zahlreichen Publikums viele gute Wünsche ausgesprochen. Davon zeigte sich Baumschul-Inhaber Gerhard Schmitz so beeindruckt, dass er die Eiche im Wert von 17.800 Euro kurzerhand spendete.

Schürefest, Traditionsbaum und Hahneköppen

Im Schatten der Eiche schlug 1928 die Geburtsstunde der [extern]Altstadtfunken. Dort feiern die „Freunde der Dorfeiche“ seit 1953 auch das Schürefest, zunächst im Turnus von fünf Jahren in der Scheune der Familie Rüttgers. 1967 wechselte man auf den Kradepohl. Die nächsten Schürefeste waren 1971 und 1974, dann blieb man bei einem vierjährigen Turnus. Das Schürefest des Jahres 1978 fand ausnahmsweise am Pfannenhof statt. 1988, zum sechzigjährigen Bestehen der Altstadtfunken, wurde ein Zusatzfest eingeschoben.

1992 wurde auf dem Kradepohl ein 16,5 Meter hoher „Traditionsbaum“ aufgestellt, an dem sich zahlreiche Brauchtumsvereine mit ihren Abzeichen verewigten. Nachdem der Holzmast morsch geworden war, wurde 2003 ein neuer errichtet. Dieser wiederum wurde im Juni 2018, rechtzeitig zum 18. Schürefest der Altstadtfunken, durch eine zwölf Meter hohe rot-weiße Konstruktion aus Stahl ersetzt.

„Prummekirmes“ neu belebt

An alte Bräuche knüpfte die Traditionsgemeinschaft Monheim am Rhein an, als sie im September 2009 auf dem Kradepohl eine „Prummekirmes“ ausrichtete. Früher war dort von den Altstadtfunken die Herbst- oder Spätkirmes ausgerichtet worden, zum festen Programm gehörten bis 1973 das Ausgraben des Zachäus und das Hahneköppen. Im Verlauf der 1970er-Jahre beteiligte sich die St. Sebastianus-Schützenbruderschaft an der Organisation; auf dem Schützenplatz wurden Fahrgeschäfte aufgebaut.

1976 fand die letzte Kirmes auf dem Kradepohl statt, das Geschehen verlagerte sich ganz auf den Schützenplatz. Um 1990 wurde die Kirmes eingestellt, da sich inzwischen das 1979 eingeführte Septemberfest im Berliner Viertel als größte Kirmes im Stadtgebiet durchgesetzt hatte.

Bei der zu neuem Leben erweckten Prummekirmes wurde auch das Hahneköppen wieder praktiziert, allerdings nicht mehr mit echten (lebenden oder toten) Hähnen, sondern mit Gummi-Attrappen. Zur Prummekirmes wurde selbstverständlich „Prummetaat“ serviert – Pflaumenkuchen vom Blech. Als sich die Traditionsgemeinschaft im Jahr 2015 auflöste, war das auch abermals das Ende für die Prummekirmes.

Damit wollten sich einige Brauchtumsfreunde aber nicht abfinden und gründeten eine Interessengemeinschaft. Sie richtete im [intern]September 2017 erstmals ein Prummefest aus, wegen Bauarbeiten aber nicht auf dem Kradepohl, sondern auf dem Schützenplatz.

Zuletzt geändert am 6. Februar 2024

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