Gleich am Anfang seiner 1929 erschienenen „Geschichte der ehemaligen Freiheit Monheim“ geht Theodor Prömpeler (1884–1954) auf Herkunft und Bedeutung des Namens „Monheim“ ein. Römischen Ursprungs sei er nicht, stellt Prömpeler einleitend fest und weist gegenteilige Thesen mit guten Gründen zurück. Ebenso wenig lasse sich im Monheimer Gebiet eine Spur von einem Mönchskloster finden, somit sei auch davon keine Namensableitung möglich.
Unter Verweis auf die ältesten bekannten Urkunden mit Schreibweisen wie „Munheim“ oder „Muonheim“ ab der Zeit um 1150 kommt Prömpeler zu dem Schluss, der Name deute auf eine fränkische Siedlung hin:
„Die Silbe Mon (Mun, Muon) kann nach Albert Heintze, Die deutschen Familiennamen, 4. Auflage, 1914, S. 226, auf das althochdeutsche Wort muni = Gedanke, Sinn, Freude zurückgehen. Mit muni wurden im Althochdeutschen gern durch Verbindung mit einer anderen Silbe, wie bert, ger, mar, wolf u. a. Personennamen gebildet; z. B. könnte man munibert als den durch Verstand Glänzenden, munimar als den durch Verstand Berühmten erklären.“
Weiter erläutert Prömpeler: „Von den zweistämmigen Personennamen bildete man bald Kurzformen; z. B. aus Kuonrat wurde Kuno, aus Tilmann und Tilbert wurde Tilo, aus Munibert und Munimar wurde Muno (Munno, Monno). […] Die Silbe ,heim‘ bedeutet Heim eines einzelnen Mannes oder Geschlechtes. Also würde Monheim etwa Heim des Muno oder Monno heißen.“
In Niederkassel im Rhein-Sieg-Kreis gibt es den Stadtteil Mondorf, dessen Ursprünge wohl ebenfalls in fränkischer Zeit liegen. Dort bringt man „Mon-“ mit der alten Siegmündung in Verbindung. Mittelalterliche Bezeichnungen wie „Munnenthorp“ oder „Mundorp“ seien als „Mündungsdorf“ zu verstehen. Unter anderem daran knüpft Dr. Karl-Heinz Hennen in Band 1 seiner „Geschichte der Stadt Monheim am Rhein“ (hg. von der Stadt Monheim am Rhein, 2016) an, um zu einer neuen Deutung zu gelangen.
Um die Mitte des 12. Jahrhunderts sei Monheim eine Insel (Werth) vorgelagert gewesen, vom bewohnten Ort getrennt durch einen Nebenarm des Rheins. Dieser Nebenarm sei im Verlauf der heutigen Kapellenstraße dann wieder auf den Hauptarm des Rheins getroffen. Demnach könne „man auch beim historischen Monheim von einem Zusammenfluss von Gewässern im Sinne des alten Wortes munt reden.“ (S. 71) Anders als in Mondorf, wo ein Fluss, die Sieg, seinen Lauf beendete und im Rhein aufging, war es in Monheim nur der Rhein, der sich abschnittsweise teilte und wieder vereinigte. Ob man auch das als Mündung bezeichnete, scheint fraglich.
Hennen unternimmt noch eine zweite Interpretation. Das Wort munt könne auch „Vormundschaft“ bedeuten. Monheim wäre demnach der Ort, „der unter der munt des Fronhofes und damit des [Kölner] Gereonsstifts stand.“ (S. 72) Allerdings waren derartige Abhängigkeiten im Mittelalter nicht ungewöhnlich und es fragt sich, warum sie ausgerechnet im Fall Monheim ortsnamensstiftend gewirkt haben sollen.
Selbst bei Mündelheim, einst wie Monheim bergisch und heute Stadtteil von Duisburg, das Hennen zur Stützung seiner These heranzieht, ist keineswegs sicher, ob sich der Name von Vormundschaft herleitet. Günter von Roden schreibt in seiner „Geschichte der Stadt Duisburg“ (Band II: Die Ortsteile von den Anfängen. Die Gesamtstadt seit 1905, Walter Braun Verlag, Duisburg 1974, S. 298): „Der Name Mündelheim wird mit ,Heim eines Mundilo‘ erklärt.“ Also die gleiche Herleitung wie die Prömpelers zu Monheim.
Auch die Gemeinde Mundelsheim am Neckar sieht ihren Namen nicht aus einem ehemaligen Vormundschaftsverhältnis hervorgegangen, sondern ebenfalls aus dem eines frühen Ansiedlers, nämlich eines Alemannen namens Mundolf.
Für Monheim sei hier aber noch eine weitere Interpretation geboten. Folgt man Hans Bahlow, „Deutschlands geographische Namenswelt“ (Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1985), dann geht „Mon-“ zurück auf alte Bezeichnungen für „,Sumpf, Moder, Schmutz‘“ (S. 338). Ferner verweist Bahlow auf „Munne“, was für „,Moder- oder Faulwasser‘“ stehe (S. 342). Und auch „mund“ sei ein „verklungenes Wort für Moder oder Sumpf“, desgleichen stehe „mun-t“ für Moder (ebd.). Sumpfig oder modrig war es einst in Monheim gewiss, bedingt durch die häufigen Überschwemmungen bei starkem Rheinhochwasser.
Wann genau sich Muno oder Monno – wenn Prömpeler doch richtig liegt – ein Heim am Rhein schuf, lässt sich nur vermuten. „Der Name Monheim weist in die fränk[ische] Landnahmezeit zurück“, so Henning Kaufmann in „Die Namen der rheinischen Städte“ (Wilhelm Fink Verlag, München 1973, S. 39). Dann wäre Monno frühestens Ende des fünften und spätestens im Verlauf des achten Jahrhunderts heimisch geworden.
Jahrhunderte nach Muno oder Monno tritt ein Wilhelm auf den Plan. Eine Urkunde von 1157 in lateinischer Sprache berichtet von „willehelm de můnheym“ (Wilhelm von Monheim), der mit dem Kölner Gereonsstift einen Grundstückstausch vereinbart habe. An der Datierung dieser Urkunde, die eine der ältesten bekannten Erwähnungen des Ortsnamens enthält, orientierte sich der Heimatbund, als er im Juni 2000 mit einem Festumzug „850 Jahre Monheim“ feierte.
In Baumberg hatte man bereits 1996 eine 700-Jahr-Feier abgehalten. Dort bot ebenfalls eine urkundliche Erwähnung den erwünschten Anlass. Anno 1296 lag der Ritter Eberhard von Hoingen mit Kölner Klerikern im Streit um Besitz- und Nutzungsrechte verschiedener Ländereien, darunter in „Boimberg“. Wie bei Monheim gilt freilich auch hier: Es handelt sich nur um die älteste bekannte urkundliche Erwähnung – es kann durchaus frühere gegeben haben, die sich aber nicht erhalten haben oder vielleicht noch irgendwo unentdeckt schlummern.
In der Gemarkung Baumberg lässt sich freilich eine Spur aufnehmen, die am weitesten in die Stadtgeschichte zurück führt, fast bis zur Zeitenwende. Ziel der Zeitreise ist Haus Bürgel im Naturschutzgebiet Urdenbacher Kämpe. Dort errichteten die Römer im vierten Jahrhundert unserer Zeitrechnung ein Militärkastell zur Sicherung der Rheingrenze gegen Germanen und Franken (die Vorfahren von Muno oder Monno).
Die ältesten Funde, die bei Grabungen zu Tage kamen, stammten aus dem ersten Jahrhundert. Somit lässt sich immerhin sagen, dass das heutige Monheimer Stadtgebiet seit mindestens rund 2000 Jahren von Menschen besiedelt ist.
Wie spricht man „Monheim“ eigentlich aus, mit langem oder kurzem „o“, Mohnheim oder Monnheim? In der Mundart lautet es Monnem, demnach auch auf Hochdeutsch kurz Monnheim.
Zuletzt geändert am 15. November 2018