Der Bildhauer Hans Breker (1906–1993) ist wie kein anderer Künstler im Monheimer Stadtbild präsent. Fünf Werke zeugen von Brekers gegenständlicher Bildhauerkunst. Älteste Plastik ist die „Ruhende“. Von 1967 bis 1993 stand die Darstellung einer knienden, in sich versunkenen Frau vor dem damaligen Gesundheitsamt an der Heinestraße.
Für den Bau des Rathaus-Centers II wurde das Gesundheitsamt abgerissen. Die Plastik fand einen neuen Standort vor dem Deusser-Haus. Die steinerne Gestalt hatte Breker bereits 1946 in Weimar geschaffen und 1954 an die Gemeinde Monheim verkauft. Dreizehn Jahre lang ruhte die „Ruhende“ in einem Schuppen, ehe sie endlich aufgestellt wurde.
In Brekers Düsseldorfer Atelier entstand eine weitere Frauengestalt, die Bronzestatue „Schwester“, die sich vor dem St.-Josef-Krankenhaus an der Alten Schulstraße mit hilfsbereit ausgestreckten Armen dem Betrachter zuwendete. Die 2,10 Meter hohe und rund dreihundert Kilogramm schwere Plastik wurde am 11. August 1967 enthüllt.
Es handelte sich um ein Geschenk der Stadt an die damalige Trägerin des Krankenhauses, die Katholische Pfarrgemeinde St. Gereon. Anlass war die im Dezember 1966 erfolgte Eröffnung des Schwesternwohnheims, das mit dem Krankenhaus durch einen Tunnel unter der Alten Schulstraße verbunden war. Das Wohnheim nahm die Schwestern des Ordens „Arme Dienstmägde Jesu Christi“ auf, die von 1904 bis 1980 im Krankenhaus tätig waren.
Vor dem Abriss des im Sommer 2013 geschlossenen St.-Josef-Krankenhauses wurde die „Schwester“ im Juli 2018 demontiert. Sie steht bis auf weiteres auf dem katholischen Friedhof an der Frohnstraße.
Ebenfalls in Bronze arbeitete 1969 Breker den „Lesenden Jungen“, der bis März 2018 an der Erich-Klausener-Straße auf dem Hof der ehemaligen Anton-Schwarz-Schule platziert war. Die Plastik wurde von Metalldieben gestohlen. Für das 1968 gegründete Otto-Hahn-Gymnasium entwarf Hans Breker den Brunnen „Atomspaltung“. Damit setzte sich der Professor 1973 in einem Wettbewerb gegen mehrere Konkurrenten durch. Die Plastik hatte in ihrer Mitte einen stilisierten Atomkern, aus dem Wasser sprudelte. Jedoch ist das Wasserspiel seit vielen Jahren versiegt, zudem wurde die Plastik 2002 auf eine Stelen-Konstruktion gesetzt.
Im Jahr 1972 waren gleich zwei Bronze-Skulpturen Brekers enthüllt worden. Für den Heinrich-Zille-Platz, den der damalige Berliner Bürgermeister Klaus Schütz (1926–2012) eröffnete, schuf Breker eine Zille-Büste und die großdimensionierte Plastik „Mutter und Kind“. Beide Werke rechnete Breker „zu den typischen Aussagen meines plastischen Gestaltens“.
Ein weiteres Werk Brekers befindet sich im bis Ende 1974 zu Monheim, seither zu Leverkusen gehörenden Stadtteil Hitdorf. An der Hitdorfer Straße / Ecke Grünstraße schuf Breker 1969 ein neues Ehrenmal für die Toten beider Weltkriege. Der Kultur- und Sportausschuss der Stadt Monheim hatte am 25. November 1968 beschlossen: „Professsor Breker erhält den Auftrag, das Ehrenmal in Hitdorf ,Die Kniende‘ aus Bronze zu erstellen unter Mitverarbeitung des noch verwendbaren Materials des alten Ehrenmals für den dazugehörigen Block.“
Das alte, den Gefallenen des Ersten Weltkriegs gewidmete Ehrenmal war um 1926 aufgestellt worden. Seine metallenen Bestandteile wurden 1943 demontiert und eingeschmolzen. Dem erhalten gebliebenen steinernen Sockel stellte Breker die Figur der „Knienden“ gegenüber.
Oft ist Hans Breker mit seinem älteren Bruder Arno verwechselt worden, weshalb er sich zeitweilig das Pseudonym „Hans van Breek“ zulegte. Arno Breker (1900–1991) erfuhr für seine monumentalen Plastiken und Bildnisse großzügige Förderung im Dritten Reich. Doch auch Hans Breker konnte während der NS-Zeit arbeiten. Er erhielt öffentliche Aufträge und Auszeichnungen, wie ein Blick auf die von seiner Tochter Susanne Heim betriebene Internetseite www.hans-breker.de zeigt.
Hans Breker beteiligte sich 1937, 1940, 1941 und 1942 an der Großen Deutschen Kunstausstellung in München. Zudem wurde Hans Breker im September 1944 mit 113 weiteren Malern und Bildhauern in die „Gottbegnadeten-Liste“ aufgenommen. Viele der Künstler, die sich in der NS-Zeit großer Anerkennung und Förderung erfreuten, konnten ihre Arbeit wie Hans Breker in der Bundesrepublik erfolgreich fortsetzen. Dazu zeigte das Deutsche Historische Museum Berlin von August bis Dezember 2021 die Ausstellung „Die Liste der ,Gottbegnadeten‘“.
Das künstlerische Talent hatten die Brüder Breker wohl vom Vater geerbt, der Steinmetz war. Bei ihm ging der am 5. November 1906 in Elberfeld geborene Hans Breker in die Lehre. Er war Monheim nicht nur durch sein Werk, sondern auch persönlich verbunden. Von 1954 bis 1969 wohnte er mit seiner Familie in Baumberg, Schwanenstraße 2 (Ecke Hauptstraße). Sein Atelier hatte er in Düsseldorf-Golzheim. Nach einer Zwischenstation in Weimar war Breker in den Westen zurückgekehrt. Die Weimarer Jahre seien schön gewesen, aber die DDR habe ihm nicht die nötige künstlerische Freiheit gelassen, sagte Breker 1967.
Auch durch Ausstellungen blieb der Künstler in Monheim präsent. Im März und April 1975 zeigte er im Schelmenturm einen Querschnitt seines Schaffens, das neben der Plastik auch Zeichnung und Malerei umfasste. Im März 1991 kehrte Breker dann mit einer großen, aus über hundert Exponaten bestehenden Retrospektive noch einmal in den Schelmenturm zurück. Die Eröffnungsgäste erlebten einen agilen 85-jährigen, der behenden Schrittes die lange Wendeltreppe im Turm erklomm.
Zu den ausgestellten Bildern gehörte „Don Quijote“, ausgeführt in Eitempera. Es wurde von der Stadt angekauft und hängt bis heute auf der zweiten Etage des Schelmenturms. Hans Breker, dessen Werke die Erinnerung an ihn lebendig erhalten, starb am 15. November 1993 in Düsseldorf.
Im Heimatkalender „Land an Rhein und Wupper“, Jahrgang 1975, schrieb Hans Breker über seine Porträtbüste Heinrich Zilles und die große Plastik „Mutter und Kind“:
„Es war für mich ein besonderer Reiz, […] die gutmütige Physiognomie unseres unsterblichen ‚Papa Zille‘ unterzubringen, dessen innige Liebe den kleinen ‚Rotznasen‘ aus den Berliner Hinterhöfen galt, und dessen Verdienst es ist, durch sein beispielhaftes Werk unermüdlich auf dieses Elend der Ärmsten der Armen hingewiesen zu haben.
So ist die in unmittelbarer Nähe des Zille-Porträts aufgestellte Plastik ‚Mutter und Kind‘ als Huldigung seines Werkes zu verstehen, denn er hat fast ausschließlich auf die schwierigen Situationen der werdenden und leidenden Mütter in diesen Volksschichten hingewiesen und dadurch mitgeholfen, dieses Elend zu reduzieren.
Die Beobachtung, nach der die Kinder der Umgebung meine Figur zum Tummel- und Spielplatz machen, gibt Auskunft darüber, unter welch anderen Lebensumständen heute, dank der gewerkschaftlichen Organisation und der ‚Neuen Heimat‘ im besonderen, eine glücklichere Jugend heranwächst, die es mir erspart, das Elend darzustellen, das Heinrich Zille zu seinem Wirken veranlasste.“
Zuletzt geändert am 12. April 2022
Quellen
Stadtarchiv Monheim am Rhein: Akten 839, 1292, 1662, 1723, 2207, 2790; Zeitungsausschnitt-Sammlung 650-10, 700-Br