Sie hören verärgerten Nachbarn zu, lösen festgefahrene Konflikte und schlichten bitteren Streit. Hans-Peter Reich und Bruno Kosmala sind als Schiedspersonen in Monheim am Rhein eingesetzt. Ihre Aufgabe ist es, verhärtete Fronten durch Verhandlungsgeschick aufzubrechen, um Gerichtsverfahren zu vermeiden.
Hans-Peter Reich ist seit einigen Wochen als Nachfolger von Schiedsfrau Bettina Hartleb im Bezirk Monheim im Amt. „Ich finde es wichtig, dass es so eine Institution vor dem Gerichtsprozess gibt“, erklärt Reich seine Motivation. Der 64-jährige war vor seiner Rente viele Jahre bei der Stadt Monheim in der Jugendgerichtshilfe tätig, hat Jugendliche bei Strafverfahren beraten und begleitet. „Mit Jugendlichen habe ich mehr als 40 Jahre zusammen gearbeitet und vermittelt. Das Schiedsamt ist jetzt quasi das gleiche, nur mit Erwachsenen“, sagt Reich und lacht. „Ich hatte bei der Stadt einen tollen Job, warum sollte ich davon nicht noch etwas zurückgeben?“
Im Bezirk Baumberg ist Bruno Kosmala seit mittlerweile eineinhalb Jahren tätig. Der 65-jährige löste Jürgen Hupperts ab, der sein Amt nach 25 Jahren niedergelegt hatte. „Das Schönste an der Arbeit ist das Erfolgserlebnis, einen Streit schlichten zu können. Bei vielen Fällen hat man eine vorgefasste Meinung; manchmal denkt man, die vertragen sich nie. Das sind dann aber oft die Fälle, bei denen es am schnellsten geht; die schlichtet man à la bonne heure“, erzählt Kosmala und schmunzelt. Einmal hätten sich zwei Nachbarn nach ihrer Versöhnung das Du angeboten und sich eine gute Nachbarschaft gewünscht. „Das war wirklich eine Sternstunde.“
Reich und Kosmala schlichten Meinungsverschiedenheiten sowie Streitigkeiten zivilrechtlicher und strafrechtlicher Art – meist mündet die Situation in einem Vergleich, der protokolliert wird. Zu den häufigsten Fällen gehört der Streit unter Nachbarn, zum Beispiel wegen der Hausordnung. Auch bei Schmerzensgeld- und anderen Schadenersatzansprüchen, bei leichter Körperverletzung, Hausfriedensbruch, Beleidigung oder Sachbeschädigung sind die Schlichter gefragt.
Schiedspersonen müssen unter anderem im Schiedsamtsbezirk wohnen, gern zuhören, verhandeln können und Streitparteien sachlich, besonnen und vorurteilsfrei begegnen. Sie werden für die Dauer von fünf Jahren vom Rat gewählt und vom Direktor des Amtsgerichts Langenfeld vereidigt. In Nordrhein-Westfalen sind mehr als 1250 Schiedspersonen tätig. Sie sind zur Verschwiegenheit verpflichtet und unparteiisch. Auch außerhalb der normalen Arbeitszeiten, an Wochenenden und Feiertagen ist ein Schiedsgericht erreichbar.
Weitere Informationen zum Schiedsamt gibt es auf der <link internal link in current>städtischen Homepage im Bereich „Stadtprofil“ unter „Gesellschaft und Soziales“. Hans-Peter Reich bietet für den Bezirk Monheim donnerstags, von 16 bis 18 Uhr, eine Sprechstunde in den Räumen der Volkshochschule an, er ist unter Telefon 0176 50854026 erreichbar. Bruno Kosmala ist für den Bezirk Baumberg unter Telefon 02173 109608 erreichbar. (bh)