Rathaus, Raum K 21–25
„Boomberg am ahle Rhing, Boomberg dat muss mer senn / Zweschen Monnem on Odebach, hätt dat d’r Herrgott nit fein gemach / Wä us Dörpche hätt entdeckt, dä geht em Leeve nit mie weg / Häss en d’r Welt du och völles jesenn, et jeht nix für Boomberg, für Boomberg am Rhing.“
Die Heimathymne „Boomberg am ahle Rhing“ schrieb und komponierte 1948 Jakob Behrens, 1914 in Baumberg geboren und im Januar 2006 dort auch gestorben.
Baumberg, ein Stadtteil von Monheim am Rhein, wurde 1296 als „Boimberg“ erstmals urkundlich erwähnt. Als noch etwas älter gilt der 34 Meter hohe Turm der katholischen Kirche St. Dionysius, der wohl Mitte des 13. Jahrhunderts entstand. Älteste Siedlungskerne sind die großen Hofanlagen wie Kirberger, Sander-, Verresberger und Hoher Hof.
Im Naturschutzgebiet Urdenbacher Kämpe liegt Haus Bürgel mit den Überresten eines römischen Kastells aus dem vierten Jahrhundert. Ein Baumberger Wahrzeichen ist die auf ein Alter von rund 260 Jahren taxierte Linde auf dem Kirchberg. Die „sehr schöne Sommerlinde“ führte schon Dr. Hans Foerster in dem 1918 vom Bergischen Komitee für Naturdenkmalpflege herausgegebenen Buch „Bäume in Berg und Mark“ auf. Am 26. Mai 1935 wurde die Linde vom Rhein-Wupper-Kreis als Naturdenkmal unter Schutz gestellt; nochmals im August 1959.
Bis ins zwanzigste Jahrhundert war Baumberg ein Dorf, das von Rheinfischerei, Landwirtschaft, Ziegenzucht und althergebrachtem Handwerk wie der Korbflechterei lebte. Ende 1900 betrug die Einwohnerzahl rund 1200, der Anteil der Katholiken lag bei 98 Prozent.
Nach dem Zweiten Weltkrieg (1946 knapp über 2000 Einwohner) begann ein dauerhaftes Bevölkerungswachstum, das sich ab Mitte der Sechzigerjahre durch forcierten Wohnungsbau erheblich beschleunigte (1965 fast 5000 Einwohner, 1969 über 10.000).
Die finanzschwache Gemeinde Baumberg hatte 1951 ihre Selbstständigkeit aufgegeben und sich mit der Nachbargemeinde Monheim zusammengeschlossen. Baumberg und Monheim bilden heute die Stadt Monheim am Rhein mit einer Gesamtfläche von 2312 Hektar. Auf Monheim entfallen 1693 Hektar, auf Baumberg 612. Etwa ein Drittel der insgesamt rund 43.000 Einwohner (einschließlich Nebenwohnsitze) lebt in Baumberg.
Als Bürgermeister Philipp Krischer 1921 seine „Denkschrift über die Vereinigung der Gemeinden Monheim und Baumberg“ vorlegte, dachte er weit über den Tag hinaus. „Nur kleine Kirchtumsinteressen“ sprächen gegen eine Fusion, stellte der Verwaltungschef fest. Zwar bildeten Monheim und Baumberg damals eine gemeinsame Bürgermeisterei und später mit Hitdorf ein Amt, waren aber formal selbstständige Gemeinden mit eigenen Räten und Haushaltsplänen.
Dreißig Jahre gingen ins Land, ehe Krischers Vision Wirklichkeit wurde. Am 1. April 1951 – das war und ist kein Scherz – wurden Baumberg und Monheim endlich ein Paar. Da half aller Stolz auf die althergebrachte Souveranität nichts mehr: Die Baumberger mussten sich damit abfinden, dass ihre Gemeinde allein nicht mehr lebensfähig war. Amtsdirektor Hugo Goebel legte in einer Bürgerversammlung im „Rheinischen Hof“ am 22. Juli 1950 die nüchternen Zahlen auf den Tisch:
Wenige Tage nach der Bürgerversammlung, in der kaum noch Vorbehalte gegen den Zusammenschluss laut wurden, traf sich der Baumberger Gemeinderat am 31. Juli 1950 im Monheimer Rathaus. Die Ratsherren räumten Baumbergs „geringe Finanzkraft“ offen ein und äußerten die Sorge, dass „die im öffentlichen Interesse liegenden Aufgaben nicht oder nur ungenügend durchgeführt werden können.“ Das achtköpfige Gremium unter Leitung von Bürgermeister Eberhard Rosslenbroich votierte ohne Ausnahme für die „Eingliederung in die Gemeinde Monheim“.
Unmittelbar danach trat am selben Ort der Monheimer Gemeinderat zusammen, um ebenfalls einstimmig die Fusion zu billigen. Und zum Schluss tagten beide Räte unter dem Vorsitz von Amtsbürgermeister Peter Oebels gemeinsam. Das letzte Wort hatte allerdings die Landesregierung. Sie folgte dem Willen der Monheimer und Baumberger. Am 6. Februar 1951 genehmigte das Kabinett die Vereinigung, die am 1. April wirksam wurde.
Ende Mai nahmen sich die Kommunalpolitiker dann Zeit für eine Feierstunde. Vertreter von CDU, SPD und KPD lobten die Verschmelzung und äußerten guten Wünsche für die Zukunft. Amtsbürgermeister Peter Oebels erklärte, das Ereignis werde „mit goldenen Lettern in das Buch der Geschichte der Rheingemeinden eingetragen.“ Der Baumberger Josef Busch (CDU) beschrieb die Partner, die den Bund fürs Leben geschlossen hatten: „Baumberg, die arme Braut, ist zum reichen Bräutigam Monheim gestoßen, aber Baumberg bringt als Mitgift eine bodenständige Bevölkerung.“
Es waren die Alten, die von der jungen Gemeinde als erste profitierten. Nach der Feierstunde wurde einstimmig ein Antrag des KPD-Fraktionsvorsitzenden Michael Wörtler angenommen, dass „alle Wohlfahrts- und Rentenempfänger über 70 Jahre anlässlich der Eingemeindung 15 Mark erhalten.“
Ältester Verein im Stadtteil ist der 1884 gegründete Baumberger Männerchor. Er hat auch den dienstältesten Vorsitzenden im gesamten Stadtgebiet: Wolfgang Eicker amtiert seit 1969. Der Brauchtums- und Kulturpflege widmen sich etliche weitere Vereine, andere verfolgen sportliche und soziale Ziele. Die Vielfalt des Baumberger Vereinslebens ist seit Oktober 2001 am „Dorfplatz“ an der Von-Ketteler-Straße erlebbar. An einem knapp 15 Meter hohen Holzmast haben 29 Vereine ihre Embleme befestigt.
Der rund 1500 Quadratmeter große Dorfplatz wurde unter Regie des Baumberger Allgemeinen Bürgervereins (BAB, gegründet 1961) von Sponsoren gestaltet. Die Stadt gewährte einen Zuschuss von rund 30.000 Mark.
Ein wichtiger Treffpunkt für den Stadtteil ist das Bürgerhaus an der Humboldtstraße. Den Bau einer solchen Veranstaltungsstätte hatte insbesondere der BAB jahrelang vehement gefordert. Umstritten war zunächst der Standort. Mit der Humboldtstraße wurde schließlich eine Lage gewählt, die sowohl von Alt-Baumberg aus als auch von den neueren Wohngebieten gut zu erreichen ist.
Eröffnet wurde das Bürgerhaus, das bis zu 350 Besuchern Platz bietet, am 1. Oktober 1982. Prominenter Gast war der Minister für Landes- und Stadtentwicklung, Dr. Christoph Zöpel. Er wie auch Bürgermeisterin Ingeborg Friebe, Architekt Dietrich Mallwitz und BAB-Vorsitzender Dr. Dieter Stratmann hielten Ansprachen. Umrahmt wurde die Feierstunde von der Volkstanzgruppe Baumberg, vom Akkordeonorchester Baumberg und den Baumberger Chören. Acht Freizeitkünstler aus dem Stadtteil stellten ihre Werke aus.
Zwei Tage lang, am Wochenende 2. und 3. Oktober, wurde das Bürgerhaus dann der Öffentlichkeit präsentiert, begleitet von Darbietungen der Baumberger Vereine. Auch der angeschlossene Jugendtrakt konnte erstmals besichtigt werden. Regie im gesamten Bürgerhaus führte die Stadt. Die Koordination von Terminen und Raumbelegung wurde der Volkshochschule übertragen.
Schon nach einem guten Jahr wurde ein Thema akut, das seither immer wieder für Schlagzeilen sorgte: Während Vereine und private Gruppen das Bürgerhaus zum Feiern nutzen wollten, sorgten sich manche Anwohner um ihre Ruhe. Der Konflikt wurde zum Dauerthema, das sogar die Rechtsanwälte beschäftigte. Seit einigen Jahren gibt es einen Vertrag zwischen Stadt und Anwohnern, der die Nutzungszeiten genau regelt.
Zwei große Wohnsiedlungen errichtete der gewerkschaftseigene Baukonzern Neue Heimat (NH) ab Mitte der 1960er-Jahre im Stadtgebiet: Monheim Süd (das heutige Berliner Viertel) und Baumberg Ost, wo am Holzweg 1969 auch das erste Einkaufszentrum im Stadtgebiet eröffnet wurde.
Während die NH in Monheim Süd vor allem mehrgeschossige Miethäuser bis hin zu Hochhäusern baute, setzte sie in Baumberg von Anfang an auch auf Eigenheime. Ein Bauschild an der Berghausener Straße kündigte 1966 „720 Mietwohnungen und 728 Eigenheime“ an.
Die Tafel nannte auch den Namen des international renommierten Architekten, der für die Gesamtkonzeption verantwortlich zeichnete: Es war Prof. Dr. Dr. Ernst May (1886–1970), der von 1925 bis 1930 als Stadtbaurat in Frankfurt am Main Architekturgeschichte geschrieben hatte.
Im Rahmen eines umfangreichen Siedlungs-Bauprogramms waren rund 15.000 Wohnungen geschaffen worden, das bis heute mit Mays Namen verbundene „Neue Frankfurt“. Mit dem Eigenheimbau in Baumberg hatte die NH zunächst wenig Erfolg. „Nur eines der 34 bungalow-artigen Häuser ist bisher bezogen“, berichtete die Presse im März 1967. In Baumberg spreche man bereits von einer „Geistersiedlung“.
Je nach Grundstücksgröße kosteten die Häuser bei einer Wohnfläche von knapp 122 Quadratmetern zwischen rund 127.000 und 142.000 Mark. „In unserer augenblicklichen Wirtschaftslage hält sich mancher mit einer derart großen Anschaffung zurück“, kommentierte damals die NH die geringe Nachfrage. Aber nach und nach fanden die Häuser dann doch Käufer.
Noch vor der NH hatte 1962 die in Düsseldorf-Benrath ansässige Deutsche Maschinenbau AG (Demag) den Grundstein für das Viertel Baumberg Ost gelegt. Für Werksangehörige errichtete das Unternehmen 156 Wohnungen in mehrgeschossigen Bauten. Mit Argusaugen verfolgte der 1961 gegründete Baumberger Allgemeine Bürgerverein (BAB) die Entwicklung. „Seit die Wohnblöcke verputzt und die Balkons farbenfroh gestrichen sind, hat man sich mit dem Anblick der vier- und dreigeschossigen Mietshäuser zwischen Wiesen und Äckern einigermaßen ausgesöhnt. Wir leben halt in einem Ballungsgebiet – Privatidyllen sind unzeitgemäß“, verlautbarte der BAB in einem Presseartikel.
Was den BAB allerdings wurmte, waren die für das Baugebiet vorgesehenen Straßennamen: „Kranstraße, Baggerstraße, Walzstraße“. Bezogen auf den Bauherrn Demag waren sie durchaus stimmig, doch der BAB vermisste bei diesen Benennungen jeglichen Feingeist: „Wenn Kühe lesen könnten, würden sie dann nicht erschrocken die Flucht ergreifen?“ Den neu zugezogenen Familien blieben solche Adressen dann in der Tat erspart, die Demag selbst bat den Rat um gefälligere Bezeichnungen.
Zu Namenspatronen wurden schließlich große Denker wie Kant, Hegel und Schopenhauer erkoren. Eine weise Entscheidung, mit der auch der BAB leben konnte. Die Phase der großen Expansion war Ende der Siebzigerjahre weitgehend abgeschlossen. Ein Nachzügler war „Baumberg Ost Ost“, wie das heutige Österreich-Viertel zunächst genannt wurde.
Zur Erinnerung an die ehemalige Ziegenzuchtstation des Landkreises Solingen enthüllte die Boomberger Hippegarde am 26. September 2004, dem Tag der Kommunalwahl, an der Ecke Schallenstraße / Im Sträßchen ein Denkmal. Die seriell gefertigte Bronze-Plastik zeigt einen auf den Hinterbeinen stehenden Ziegenbock.
Die Ziege oder „Hippe“ war die „Kuh des kleinen Mannes“. Deren Haltung förderte der Kreis Solingen insbesondere in der kleinen und armen Landgemeinde Baumberg, wo 1897 ein Ziegenzucht- und im Jahr darauf ein Ziegenversicherungs-Verein gegründet worden waren. Am nordöstlichen Ausläufer des Sträßchens richtete der Kreis eine Bockstation ein.
Ihre Bedeutung über Baumberg hinaus resümierte der Landkreis in seinem Verwaltungsbericht 1912–1913 (S. 102): Die Station „[…] liefert nur kräftige und gesunde Jungböcke und konnte stets sämtliche Bockstationen des Kreises mit gutem Material versehen. […] Sie ist für unsere ganzen Zuchtbestrebungen unentbehrlich und für die gesamte Ziegenzucht in der Rheinprovinz von größter Bedeutung.“
Von Anfang an war es das Ziel, „die alte durch Inzucht und Mangel an Pflege degenerierte bergische Ziege“ zu ersetzen durch die aus der Schweiz stammende hornlose und weiße „schlanke rehförmige milchergiebigere Saanenziege“. Dieses Ziel sei „inzwischen restlos erreicht“, vermeldet der Kreis-Verwaltungsbericht 1914–1924 (S. 109).
„Die jungen Böcke haben auf den vor der Station gelegenen Weiden gute Gelegenheit sich herumzutummeln und ihre Glieder zu kräftigen“, so der Verwaltungsbericht des Landkreises für die Jahre 1906 bis 1908 (S. 38). Rund 400 Ziegen gab es damals in Baumberg, also eine auf etwa drei Einwohner.
Wie aus dem Verwaltungsbericht weiter hervorgeht, war mit der Ziegenzuchtstation noch eine Geflügelzuchtstation verbunden, „in der mit 2 Brutmaschinen, künstlichen Glucken, Aufzuchtstall und Erdstall hunderte junge Kückchen jährlich großgezogen werden und zwar sowohl weiße Wyandottes als [auch] rebhuhnfarbige Italiener“ (S. 38).
Im Juli 1910 genehmigte der Kreistag für die Ziegenzucht den Erwerb zusätzlicher Grundstücke. „Es wurden angekauft insgesamt 61,17 ar Wiesenland, direkt bei der Station gelegen […]. Der gesamte Grundbesitz der Station beträgt nun 91,85 ar = 4 Morgen. Die Aufzuchtstation repräsentiert jetzt mit Stall für 40 Tiere, Wohnhaus und […] Land einen Wert von annähernd 15.000 Mark“, meldet der Verwaltungsbericht des Landkreises für die Jahre 1909 bis 1911 (S. 38).
Fortschritte waren laut Verwaltungsbericht (S. 40) auch bei der Geflügelzuchtstation zu verzeichnen. Deren Inhaber Heinrich Neuy sei für vorbildliche Arbeit von der Landwirtschaftskammer der erste Preis von 120 Mark zuerkannt worden. Von einem Teil der Prämie sei bedingungsgemäß ein weiteres heizbares Kükenheim errichtet worden.
Als Ziegenzuchtwart fungierte viele Jahre Max Scheurenberg (1856–1932), seit 1891 Feldhüter und Hilfspolizeidiener der Gemeinde Baumberg und seit 1902 Polizeidiener und Flurhüter der Bürgermeisterei Monheim. Ende 1924 ging er in den Ruhestand, sein Nachfolger in der Ziegenzuchtstation war Wilhelm Borghartz. Im Jahr 1932 schloss der Rhein-Wupper-Kreis die Station aus finanziellen Gründen. Damit waren die großen Zeiten der Baumberger Ziegenzucht vorbei.
Baumberg, Monheim, Hitdorf, Rheindorf und Langenfeld waren untereinander durch ein Schienennetz verbunden, auf dem sowohl Personen als auch Güter befördert wurden. Die 2,6 Kilometer lange Stichstrecke Monheim – Baumberg wurde im Dezember 1911 eröffnet und endete zunächst an der Kirche St. Dionysius. Im April 1912 wurde sie um 300 Meter in die Hauptstraße hinein verlängert und führte bis zur Gaststätte Rheinischer Hof. 1952 wurde der Ursprungszustand wiederhergestellt und die Endstation aus der engen Ortsdurchfahrt zur Kirche zurückverlegt.
Die Straßenbahnlinie nach Baumberg begann am 1938 eingeweihten Monheimer Rathaus, wo das Umsteigen von und nach Langenfeld und Hitdorf/Rheindorf möglich war. Die Fahrt von Monheim nach Baumberg dauerte nur wenige Minuten. Folgende Haltestellen wurden 1957 bedient: Kirchstraße – Shellwerk – Am Kielsgraben – Baumberg, Friedhof – Baumberg, Endstelle.
In den 1950er- und 1960er-Jahren nahm der Autoverkehr enorm zu – und das war der Tod vieler Straßenbahnstrecken. Die Fahrgastzahlen gingen zurück und viele Kraftfahrer sahen in den Schienenfahrzeugen ein gefährliches Hindernis. Diese Sicht machten sich jene Verkehrsplaner zu eigen, die von der „autogerechten Stadt“ träumten.
So fasste auch der Monheimer Rat am 19. April 1962 den Beschluss, die Straßenbahn stillzulegen und auf Busbetrieb umzustellen. Zunächst wurde die Verbindung nach Baumberg gekappt, die letzte Tram verkehrte am 16. November 1962. Auch das Ladegleis gegenüber dem Friedhof in Höhe der heutigen Bushaltestelle Griesstraße in Fahrtrichtung Monheim wurde nicht mehr bedient. Zu den dort auf die Reise geschickten Gütern hatten Zuckerrüben und geräucherte Aale gehört. Nach der Gesamteinstellung des Verkehrs wurden alle Bahnanlagen demontiert.
Wie es einst auf der Baumberger Straßenbahn zuging, schilderte zum Abschied im November 1962 der Journalist Wilhelm Gladbach (1908–1967), von 1948 bis 1958 und 1961 bis 1964 Landrat des Rhein-Wupper-Kreises: „Die Wagen fuhren – vor allem nach dem Kriege – auf wackeligen Gleisen und mancher behauptete, er werde auf dieser Reise seekrank. Die Fahrt mit der Straßenbahn war immer wieder ein Erlebnis. Es war daran viel Romantik und Idyllisches, das umso mehr imponierte, je mehr der schnellere Verkehr an der zockelnden Straßenbahn vorüberbrauste.“
Mindestens seit dem 19. Jahrhundert hatte Baumberg auch eine Rheinfähre. Sie verkehrte bis ins Jahr 1957. Die Anlegestelle befand sich unterhalb der heutigen Gaststätte „Baumberger Rheinterrassen“ an der Klappertorstraße.
Baumberg und seine alteingesessenen Gaststätten waren früher immer einen Ausflug wert. Warum das so war, schilderte das „Solinger Tageblatt“ am 17. April 1954. Ein Reporter berichtete von der Jungfernfahrt der Buslinie Solingen – Langenfeld – Baumberg, die die Städtischen Straßenbahnen Solingen und die Bahnen des Rhein-Wupper-Kreises eingerichtet hatten. Sie brachte samstags und sonntags rheinbegeisterte Klingenstädter in 52 Minuten zur Fährstelle an der Klappertorstraße.
„Unsere Väter, die Teufelskerle, machten den kleinen Weg von Solingen nach Baumberg früher natürlich hin und retour zu Fuß. Hier fröhnten sie dem damals noch als sittenwidrig verschrienen Schwimmsport mit knielangen Zwickelhosen. Seitdem diese Gewaltmärsche aus der Mode kamen, seitdem man Wert auf schnelle und unmittelbare Verkehrsverbindungen legt, hat der Besucherstrom aus Solingen nachgelassen“, so der Bericht aus dem Jahre 1954. Die Buslinie sollte dem Tagestourismus wieder aufhelfen. Der Reporter vermeldet:
„Und dann ist man in Baumberg, dann riecht es nach Mist und nach Wasser. Baumberg hat eine Kirche mit einem furchtbar alten Turm, 2300 Einwohner, acht Wirtschaften, viel Bauernschaft, eine Aalfischerei und eine ganz moderne Schule. Im ‚Weichbild der City‘ hängt ein Aushangkasten mit einer sechs Wochen alten Zeitung. Die Landbutter kostet 1,40 Mark das halbe Pfund. Das Ereignis des Jahres ist die Aufstellung eines großstädtischen Leuchtpilzes und der Bau einer vorschriftsmäßigen Bundeskegelbahn in einer Wirtschaft. Das ist gerade das, was der Großstädter sucht: Ruhe, Beschaulichkeit, Naturverbundenheit, Sauberkeit und eine Umgegend, die man lieben muss, wenn man sie kennt oder kennen lernt.“
Im Jahr 1966 verkehrte die Ausflugslinie zum letzten Mal (Verwaltungsbericht des Rhein-Wupper-Kreises 1964–1966, S. 142).
Zuletzt geändert am 15. August 2023
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