Was im Schuljahr 2017/18 mit einer Kooperation zwischen dem Otto-Hahn-Gymnasium (OHG) und dem städtischen Jugendamt begann, hat sich zu einem Erfolgsprojekt entwickelt, das mittlerweile alle Monheimer Grundschulen erreicht: Acht Schulen bieten inzwischen Schach-Arbeitsgemeinschaften an – betreut von Schülerinnen und Schülern des OHG, die ihr Wissen an die Jüngeren weitergeben. Unter anderem für dieses außergewöhnliche Engagement wurde das Gymnasium jetzt als einzige weiterführende Schule in Nordrhein-Westfalen mit dem Gütesiegel „Deutsche Schachschule in Gold“ ausgezeichnet.
Die Auszeichnung überreichte Jeffrey Paulus, stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Schachjugend. Das OHG zehn Kriterien, die für das Siegel notwendig sind – etwa einen festen Raum für die Schach-AG, Schach als Unterrichtsfach und kostenfreie Teilnahme für die Kinder. Besonders hervorgehoben wurde dabei die Monheimer Besonderheit, dass Jugendliche einer weiterführenden Schule regelmäßig an Grundschulen unterrichten – ein Modell, das es in dieser Form bundesweit noch nicht gibt.
„Schach ist Training für Kopf und Charakter“
Seit Beginn der Zusammenarbeit entsendet das OHG über seine Schach-AG jedes Jahr engagierte Jugendliche an die Grundschulen. Finanziert wird das Projekt über Mittel des Jugendamtes, die über die Jahre auf derzeit 3500 Euro jährlich angewachsen sind. Jede Schülerin und jeder Schüler erhält für den Unterrichtsaufwand an den Grundschulen 8 Euro pro AG-Stunde. „Das ist ein schönes Beispiel dafür, wie Kooperation und Ehrenamt ineinandergreifen“, sagte Bürgermeisterin Sonja Wienecke, die an ihrem ersten Tag im Amt bei der Feierstunde im OHG dabei war. „Schach ist Training für Kopf und Charakter – es geht weit über das reine Spielen hinaus. Ich danke allen Schülerinnen und Schülern, den Lehrkräften, Schulleitungen und dem Schachclub Monheim/Baumberg für ihren Einsatz.“
Das Engagement zeigt Wirkung: Die Zahl der jugendlichen Mitglieder im Schachclub Monheim/Baumberg ist seit 2017 von einem auf rund 70 gestiegen. Auch das OHG profitiert – seit 2019 gewinnt die Schule alle Kreismeistertitel und stellt regelmäßig das größte Team bei den NRW-Meisterschaften. In diesem Jahr qualifizierte sich sogar erstmals ein Monheimer Jugendlicher, Alexander Blem, für die U10-Weltmeisterschaft in Kasachstan. „Seit 2013 gibt es die Schach-AG am OHG“, erklärte Lehrer Daniel Schalow, der zugleich Vorsitzender des Schachclubs Monheim/Baumberg ist. „Dass sich das so entwickeln konnte, verdanken wir auch der Unterstützung der Schulsozialarbeit, die sich sehr für diese Initiierung eingesetzt hat. Viele Menschen in Monheim am Rhein profitieren inzwischen vom Schachspiel – weit über unsere Schule hinaus.“
Ein starkes Zeichen für Bildung, Engagement und Nachwuchsförderung
Auch Ingrid Lauterbach, Präsidentin des Deutschen Schachbundes, lobte das Monheimer Engagement: „Das ist ein echtes Leuchtturmprojekt. Wir leben davon, dass solche Initiativen in der Fläche entstehen. Schach macht nicht nur Spaß, es bringt einen auch persönlich weiter – etwa durch Konzentrationsfähigkeit und Verantwortungsbewusstsein.“ Schulleiter Martin Kaiser zeigte sich stolz auf das Erreichte: „Ohne schachspielende Schülerinnen und Schüler kein Siegel. Dieses Projekt zeigt, was möglich ist, wenn Schule, Stadt und Ehrenamt gemeinsam denken und handeln.“ Mit dem Gütesiegel in Gold setzt Monheim am Rhein ein starkes Zeichen für Bildung, Engagement und Nachwuchsförderung – und zeigt, wie aus einer guten Idee ein Vorbild für ganz Nordrhein-Westfalen werden kann. Musikalisch wurde die Feierstunde, die im Foyer der neuen Achtfach-Sporthalle stattfand, von einer jugendlichen Saxophonistin und zwei jungen Saxophonisten begleitet. Übrigens auch eine Kooperation zwischen den weiterführenden Schulen und der Musikschule Monheim am Rhein. (tb)


