Jugendliche nominieren sechs Romane für Jugendbuchpreis Wi(e)derworte

Junge Jury mit Teilnehmenden des Ulla-Hahn-Hauses fällt Entscheidung im Juni, Preisverleihung im September auf dem Rhein

Auf der veröffentlichen Shortlist finden sich Geheimtipps und Bestseller, Politthriller, Psychodramen und Poetisches. Cover: Arena Verlag, Carlsen Verlag, Verlagshaus Jacoby und Stuart, Loewe Verlag, Magellan Verlag

Der Jugendbuchpreis Wi(e)derworte der Stadt Monheim am Rhein wird in diesem Jahr zum fünften Mal verliehen, zum zweiten Mal in Zusammenarbeit mit dem Rheinischen Lesefestival Käpt’n Book der Bundesstadt Bonn. In den vergangenen Wochen haben nun insgesamt 30 Jugendliche des Amos-Comenius-Gymnasiums und des Clara-Fey-Gymnasiums aus Bonn und Jugendliche aus dem Kreis Mettmann, die das Ulla-Hahn-Haus der Stadt Monheim am Rhein versammelt hatte, mehr als 20 Jugendromane gelesen. Jetzt steht die Shortlist mit sechs nominierten Titeln fest. Wer den mit 5000 Euro dotierten Preis gewinnt, entscheidet die junge Jury im Juni.

„Durch den wochenlangen digitalen Unterricht sind viele Jugendliche mittlerweile sehr geschlaucht“, weiß Siegfried Bast vom Ulla-Hahn-Haus. „Umso beachtlicher ist es, wie sehr sich die Jury in den vergangenen Wochen engagiert hat!“ Die verschiedenen Titel wurden von den 30 Jugendlichen nach verschiedenen, gemeinsam entwickelten Kriterien bewertet. „Es macht Spaß, sich mit anderen leidenschaftlichen Lesern auszutauschen“, beschreibt Jury-Mitglied Saliha ihre Motivation. Ihre Kollegin Fiona schätzt an der Juryarbeit, „dass wir alle auf Augenhöhe sind und neuen Büchern eine Chance geben können.“ Auf der jetzt veröffentlichen Shortlist finden sich Geheimtipps und Bestseller, Politthriller, Psychodramen und Poetisches: Tamara Bach („Sankt Irgendwas“), Antje Leser („Luftschlösser sind schwer zu knacken“), Annette Mierswa („Wir sind die Flut“), Karl Olsberg („Boy in a Dead End“), Hannes Wirlinger („Der Vogelschorsch“) und Tania Witte („Die Stille zwischen den Sekunden“).

Die ausgewählten Romane werden in den kommenden Wochen von weiteren Jugendlichen aus Bonn und Bornheim gelesen und gemeinsam diskutiert. Die Entscheidung über den besten deutschsprachigen Jugendroman fällt Ende Juni im Ratssaal der Stadt Monheim am Rhein. „Hoffentlich funktioniert das live und in Präsenz“, drückt Bast die Daumen. Die Preisverleihung am 17. September soll dann auch an einem Ort stattfinden, der die Städte Monheim am Rhein und Bonn verbindet – auf einem Schiff auf dem Rhein.

Der Jugendbuchpreis wird seit 2013 verliehen und gehört mit einem Preisgeld von 5000 Euro zu den am höchsten dotierten Auszeichnungen für Kinder- und Jugendliteratur im deutschsprachigen Raum. Inspiriert vom Werk und der Lebensgeschichte Ulla Hahns zeichnet er Bücher aus, die von der Emanzipation junger Menschen erzählen. Im Fokus stehen Geschichten über junge (Anti-)Heldinnen oder -Helden im Widerstreit, die großen gesellschaftlichen Fragen unserer Zeit, Wege und Irrwege des Heranwachsens oder die Auseinandersetzung mit der Welt und dem eigenen Ich. In die Auswahl für den Preis kommen Romane, die in den vergangenen zwei Jahren als deutschsprachige Originalausgabe erschienen sind. 2013 ging der Jugendbuchpreis an Jennifer Benkau für „Dark Canopy“, 2015 an Wulf Dorn für „Phobia“, 2017 an Heike Karen Gürtler für „Mut ist der Anfang vom Glück“ und 2019 an Lea-Lina Oppermann für ihren Debütroman „Was wir dachten, was wir taten“. (bh)

Shortlist

Tamara Bach: Sankt Irgendwas (Carlsen)
Irgendetwas ist schrecklich schiefgegangen auf der Klassenfahrt der 10b. Aber keiner weiß, was genau passiert ist. Eine Art Machtkampf zwischen Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften entsteht. Kann man wirklich eine ganze Klasse von der Schule schmeißen?

Antje Leser: Luftschlösser sind schwer zu knacken (Magellan)
Jonas erwischt Nika, als sie bei ihm einbricht. Nika gehört zu einem Familienclan, der sich auf Wohnungseinbrüche spezialisiert hat. Jonas will ihr zeigen, dass das Leben nicht nur aus Sackgassen besteht. Aber niemand kann aus einem Clan einfach so aussteigen.

Annette Mierswa: Wir sind die Flut (Loewe)
Ava will nicht untätig zusehen, wie der Meeresspiegel ansteigt, darum zieht sie in ein Protestcamp auf dem Hof ihres Klassenkameraden Kruso. Doch ist das den Ärger mit Schule, Familie und ihrem besten Freund Leon wirklich wert?

Karl Olsberg: Boy in a Dead End (Loewe)
Manuel hat nur noch wenige Monate zu leben. Als er von einem umstrittenen Experiment erfährt, schöpft er neue Hoffnung: Dabei kann eine Computersimulation seines Gehirns entwickelt werden. Doch der Scan würde sein echtes Gehirn völlig zerstören.

Hannes Wirlinger: Der Vogelschorsch (Jacoby & Stuart)
Lena sieht den Vogelschorsch zum ersten Mal, als es Fische regnet. Fasziniert von seiner eigentümlichen Art verbringt sie immer mehr Zeit mit ihm und findet so Ablenkung von ihrem eigenen Gefühlschaos. Dann entdeckt sie das dunkle Geheimnis ihres neuen Freundes.

Tania Witte: Die Stille zwischen den Sekunden (Arena)
Nur knapp ist Mara einem Bombenattentat in der U-Bahn entgangen. Ihre Mitschülerinnen und Mitschüler nennen sie seither „Das Mädchen, das überlebt hat“ und erwarten Betroffenheit von ihr. Aber Mara hat ganz andere Sorgen.

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