Der 9. November als Prüfstein für die Gegenwart

Monheimerinnen und Monheimer gedachten gemeinsam der Opfer der Pogromnacht von 1938

Im Anschluss an die Gedenkstunde wurden rund um das Mahnmal auch diesmal wieder Kerzen entzündet und ein Kranz niedergelegt. Foto: Thomas Spekowius

Schulbereichsleiter Peter Heimann (l.) hilft Bürgermeisterin Sonja Wienecke beim Entzünden ihrer Kerze vor dem Verlassen der Altstadtkirche. Foto: Thomas Spekowius

Stilles Gedenken rund um den Kradepohl. Foto: Thomas Spekowius

Mit dem Ausläuten der Glocken der Altstadtkirche wurden die Kerzen am Mahnmal abgestellt. Foto: Thomas Spekowius

In einer Gedenkstunde hat die Stadt Monheim am Rhein am Sonntagabend, 9. November, in der Evangelischen Altstadtkirche und vor dem Mahnmal am Kradepohl der Opfer der nationalsozialistischen Novemberpogrome gedacht.

Für musikalische Akzente in der Kirche sorgte Annika Schlitt vom Otto-Hahn-Gymnasium mit Gitarren-Vorträgen aus der Suite La Catedral des paraguayischen Komponisten Agustín Barrios. Pfarrer Falk Breuer brachte zu Beginn seine Gedanken darüber zum Ausdruck, welch seltsamen Kontrast die stille Andacht an diesem 9. November zum bunten Treiben auf dem Monheimer Martinsmarkt bot. Schülerinnen und Schüler der Ulla-Hahn-Gesamtschule erinnerten in Wortbeiträgen an das Schicksal der Monheimerin Wilhelmine „Minna“ Herz, die 1941 der nationalsozialistischen „Aktion T4“ zum Opfer gefallen war. Hinter dem kühlen Begriff steckte das systematische Mordprogramm des NS-Regimes, das sich gegen kranke und behinderte Menschen wie Wilhelmine Herz richtete, die von Freunden und Familie nur liebevoll Mina gerufen wurde. Mit ihrem Beitrag machten die Schülerinnen und Schüler deutlich, dass hinter jedem Schicksal ein einzelnes Leben und ein Gesicht standen.

Lokale Erinnerungskultur

In ihrer Ansprache anlässlich der Gedenkstunde ging Bürgermeisterin Sonja Wienecke der Frage nach, was die Erinnerung an den 9. November für die Gegenwart bedeutet – und welche Verantwortung daraus entsteht. Sie erinnerte vor allem daran, dass die Gewalt vom 9. November 1938 nicht nur anderswo, sondern eben auch in Monheim geschehen ist. Nationalsozialisten zogen damals durch die Straßen, verwüsteten die Wohnungen jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger und sperrten diese während der Ausschreitungen im Rathaus ein. „Sie waren damit Gefangene an einem Ort, der eigentlich für Rechtssicherheit stehen soll“, so Wienecke.

Die Bürgermeisterin schlug den Bogen zur lokalen Erinnerungskultur und würdigte die vielen Schulen, Initiativen und Einzelpersonen, die zum Beispiel im Rahmen des Stolperstein-Projekts die Geschichte der Stadt lebendig halten. Besonders hob sie die Geschichte von Helene und Hermann Wagner hervor – ein Monheimer Ehepaar, das dem Druck des NS-Regimes auch mit der mutigen Unterstützung einiger Mitmenschen trotzte und am Ende überlebte. „Die Geschichte der Wagners zeigt uns, dass auch in dunkelster Zeit Mitmenschlichkeit möglich war. Das ist wichtig – auch für das Heute und die Zukunft“, sagte Wienecke.

Kein fernes Gestern

Gleichzeitig machte sie deutlich, dass Gedenken immer auch Gegenwartsbezug hat. Der 9. November sei kein Blick in ein fernes Gestern, sondern ein Prüfstein für die Gegenwart. Wienecke erinnerte an die besondere Beziehung Monheims zur israelischen Partnerstadt Tirat Carmel und an die erschütternden Ereignisse in Israel und Gaza seit dem 7. Oktober 2023. Sie sprach von der Notwendigkeit, Solidarität mit Israel und das Eintreten für die Würde jedes Menschen gemeinsam zu denken. „Antisemitismus hat in Monheim am Rhein keinen Platz“, betonte Wienecke, „aber auch antimuslimischer Rassismus darf hier keinen Platz haben – genauso wenig wie Gleichgültigkeit.“

Mit Blick auf das gesellschaftliche Klima rief sie zu Wachsamkeit und Zivilcourage auf: Demokratie brauche keine Zuschauerinnen und Zuschauer, sondern Menschen, die sie leben. „Wir können aus der Geschichte lernen, indem wir hinschauen, indem wir sprechen und widersprechen – in der Familie, in der Schule, im Verein und in den sozialen Netzwerken. Sorgen wir also dafür, dass wir einander begegnen und einander zuhören. Lasst uns auch im Alltag Haltung zeigen – durch Sprache, durch Respekt und durch Solidarität“, so Wienecke.

Im weiteren Verlauf der Gedenkveranstaltung erinnerten Schülerinnen und Schüler der Peter-Ustinov-Gesamtschule an die im Frühjahr verstorbene Zeitzeugin und Holocaust-Überlebende Margot Friedländer, deren Lebensgeschichte auch für viele Monheimerinnen und Monheimer ein Sinnbild für Mut und Menschlichkeit geworden ist. Von ihr stammt unter anderem der versöhnende Appell: „Schaut nicht auf das, was euch trennt, sondern auf das, was euch verbindet.“

Nach dem musikalischen Ausklang durch Annika Schlitt begaben sich die Teilnehmenden zum Mahnmal am Kradepohl. Dabei trugen sie Kerzen aus der Kirche hinaus und stellten diese rund um den niedergelegten Kranz am Mahnmal ab, bevor es für alle leise auseinander und wieder nach Hause ging. (ts)

Die vollständige Rede der Bürgermeisterin gibt es file linkhier

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