Aufgrund der geltenden Schutzvorgaben zur gemeinsamen Bekämpfung der Corona-Pandemie, musste die Gedenkstunde vor dem 1988 errichteten Holocaust-Mahnmal am Kradepohl an diesem 9. November 2020 in einem völlig anderen Rahmen als in den vergangenen Jahrzehnten stattfinden.
2019 hatten hier und in der benachbarten Altstadtkirche noch zahlreiche Monheimerinnen und Monheimer Seite an Seite der Opfer der Pogromnacht vor 82 Jahren gedacht – darunter auch viele Schülerinnen und Schüler, die das Programm zu diesem wichtigen Gedenktag eigentlich traditionell mitgestalten.
Kranzniederlegung für alle Engagierten gegen das Vergessen
„Dass in diesem Jahr eine öffentliche Veranstaltung mit mehreren hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmern ausfällt, hält uns von diesem Gedenken nicht ab“, unterstrich Bürgermeister Daniel Zimmermann am Montagabend. Gemeinsam mit Dr. Hagen Bastian, dem Vorsitzenden des Arbeitskreises Partnerschaft mit Israel, sowie mit Pfarrer Falk Breuer, Schulbereichsleiter Peter Heimann, der stellvertretenden Bürgermeisterin Lydia Hannawald und dem stellvertretenden Bürgermeister Lucas Risse legte Zimmermann am Abend einen Kranz am Kradepohl nieder.
„Diese Kranzniederlegung haben wir stellvertretend für all diejenigen vorgenommen, die sich hier vor Ort gegen das Vergessen engagieren“, unterstich Monheims Bürgermeister und dankte den Schülerinnen und Schüler der Peter-Ustinov-Gesamtschule, den Teilnehmenden der Lerninitiative an der Brandenburger Allee und allen weiteren Monheimerinnen und Monheimern, die sich in den vergangenen Wochen bereits bei der Reinigung von Stolpersteinen engagiert hatten und dies immer noch tun. Es sei gut zu wissen, dass es so viele Menschen in Monheim am Rhein gebe, die sich gegen das Vergessen und damit gegen Antisemitismus und jegliche Form anderer Diskriminierungen wendeten, um so für ein positives Miteinander und Toleranz einzutreten. Zimmermann: „Die Verbrechen, die vor 80 Jahren verübt wurden, waren auch deshalb möglich, weil zu viele Leute weggeschaut haben, weil sie sich mehr und mehr in eine menschenverachtende Ideologie verstricken ließen und schließlich zu Mitwissern und Mittätern wurden.“
Stadt fördert Offenheit und Vielfalt
Das genaue Gegenteil von Wegschauen bedeute hingegen Zivilcourage, hob Monheims Stadtoberhaupt anlässlich der Kranzniederlegung hervor. Und Zivilcourage könne man lernen, indem man sich beispielsweise mit Menschen umgebe, die anders als man selbst seien und indem man sich offen für andere Lebensentwürfe und Kulturen zeige. Die Stadt Monheim am Rhein fördere eine solche Offenheit in ihrer Städtepartnerschaftsarbeit, in Austauschen und Begegnungen. Sie fördere sie, indem sie allen jungen Menschen einen kostenlosen Interrailpass schenke, indem sie vorhandenen Benachteiligungen und Diskriminierungen entgegenwirke und sich aktiv um Geflüchtete kümmere. „Diesen Weg werden wir gemeinsam weitergehen“, unterstrich der Bürgermeister. Es gebe zu viele Rechtsradikale, religiöse Extremisten und Menschenfeinde auf der Welt, um stumm zu bleiben. Leider würden menschenverachtende Ideologien niemals ganz verschwinden. „Umso wichtiger ist es, dass die große Mehrheit sich immer wieder gegenseitig darin versichert, dass sie für Vielfalt, Respekt und Toleranz eintritt. In Monheim am Rhein tun wir das am 9. November und vielen weiteren Tagen im Jahr. Ich persönlich freue mich auf die Zeit, wenn internationale Begegnungen wieder möglich sind, wenn Schüleraustausche mit unseren Partnerstädten in Israel, Polen, Frankreich, der Türkei und Österreich wieder stattfinden können und wenn wir neue Freundschaften knüpfen und alte pflegen können“, so Daniel Zimmermann. „Bis dahin sollten wir auch so aufeinander aufpassen und dort, wo erforderlich, Zivilcourage zeigen. Weil wir uns erinnern, werden wir nicht zulassen, dass andere ausgegrenzt werden, dass Menschen, die in ihren Rechten gleich sind, zu Ungleichen gemacht werden – damit das, was zwischen 1933 und 1945 auch in Monheim am Rhein als Unrecht geschehen ist, sich niemals wiederholt.“ (ts)