Begleitet von Shanty-Klängen, Sonnenschein und leichtem Wellengang erlebte das Monheimer Fischerei-Museum am Sonntag einen geradezu traumhaften Stapellauf. Von 11 bis 15 Uhr feierten viele hundert Gäste mit Fischbrötchen, Bierchen, Kaffee und Kuchen rund um den Baumberger Aalschokker.
„Für uns als Stadt war es ein Riesenglück, als wir 2014 eher durch Zufall auf dieses Schiff aufmerksam geworden sind, das in der Denkmalliste der Stadt Neuss eingetragen war und im dortigen Sportboothafen einer höchst ungewissen Zukunft entgegendümpelte“, betonte Bürgermeister Daniel Zimmermann bei der Eröffnung. Für nur 2000 Euro erstand die Stadt das stark sanierungsbedürftige Boot von Wilhelm Wirtz, der mit seinem Vater noch selbst damit auf Aalfang ausgefahren war, und investierte in den letzten vier Jahren rund zwei Millionen Euro in die Restaurierung, die Verwandlung in ein multimediales Museum und die Aufständerung direkt am Rheinufer – so nah am Strom, dass das alte Schiff bei Hochwasser, von zwei Dalben in seiner Konstruktion gehalten, sogar aufschwimmen kann.
„Das Ergebnis ist absolut phantastisch“, bekannte denn auch eine sichtlich begeisterte Bundestagsabgeordnete Michaela Noll. Sie hatte sich in Berlin für 170.000 Euro Fördermittel stark gemacht, die mit in das Museumsprojekt geflossen waren und so dabei halfen, die alte Fiat Voluntas nochmal flott zu machen. Dafür gab es am Sonntag jede Menge Applaus von den Monheimern und zahlreichen Tagestouristen, die die Holz- und Stahlkonstruktion mit Kletternetzen und Aussichtsbänken ebenso bestaunten wie die museale Inszenierung. „Diese Fördermittel sind mal wirklich sinnvoll investiert worden“, unterstrich Noll. „Ein echtes Erlebnis – auch für Kinder.“
Das 1937 in den Niederlanden erbaute Schiff gehörte einst zur selben Fangflotte wie der im Besitz der Familie Hoffman befindliche Monheimer Aalschokker, obwohl dieser sogar noch rund ein halbes Jahrhundert älter ist. Beide Schiffe fischten einst entlang des Monheimer und Baumberger Rheinufers. „Wir verfolgen ja schon seit einigen Jahren das Ziel, ein dezentrales Stadtmuseum aufzubauen“, erläuterte Monheims Bürgermeister nochmal den Ansatz der MonChronik, der Monheims Touristiker im Rathaus letztlich auch auf die Spur zum neuen Baumberger Aalschokker brachte. Nach dem Karnevalskabinett in der Altstadt, dem kleinen Modul in der Marienkapelle, das über die Pilgergeschichte berichtet, ist nun das Fischereimuseum der nächste ganz große Baustein für dieses stetig wachsende geschichtliche Gesamtangebot. „Und im 600 Jahre alten Schelmenturm wollen wir demnächst die Geschichte der Befestigung Monheims zur Zeit der Grafen von Berg darstellen – auch mit Blick auf die Monheimer Rolle bei der berühmten Schlacht bei Worringen“, versprach Zimmermann. Ebenso sollen vor beiden Aalschokkern noch große Freitreppen mit Blick auf den Rhein folgen. „Wir rechnen Ende des Jahres mit der Genehmigung durch die Bezirksregierung, so dass wir hier hoffentlich schon nächsten Sommer bauen können“, blickte Monheims Stadtoberhaupt am Baumberger Rheinufer schon wieder voraus. Nun aber heißt es erstmal: Leinen los für das Fischerei-Museum!
Täglich geöffnet – Eintritt frei!
Das interaktive Museumsschiff dient fortan als erlebbares Denkmal. An Bord befindet sich eine interaktive und multimediale Ausstellung, die die Geschichte der Rheinfischerei und den Alltag auf einem Aalfangboot anschaulich vermittelt. Erklärt wird das arbeitsreiche Leben an Bord mit Hilfe original erhaltener Exponate, multimedialer Elemente und eines Modells zur Erläuterung der Fangvorrichtung. Das Innere des Museums ist ab sofort täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. An einer Wand hängt auch ein Cover der Toten-Hosen-LP „Unter falscher Flagge“. Die Düsseldorfer Punkrocker hatten die Fiat Voluntas auf dem Cover ihres zweiten Studioalbums verewigt.
Die äußere Ausstellung mit ihren interaktiven Wandmodulen ist fortan sogar rund um die Uhr zugänglich. Die Stationen erzählen die Geschichte des Fischfangs und des Rheins und erläutern den langen Weg der Aale aus der Sargassosee nach Monheim und wieder zurück. Mit der Plattform wurde eine wunderschöne neue Aufenthaltsmöglichkeit direkt am Rhein geschaffen – mit zahlreichen Bänken und Ausblicken über das weite Wasser. Das gesamte Areal um das Museumsschiff mit Parkplätzen, weiteren Sitzmöglichkeiten und Fahrradständern wurde ebenfalls von Grund auf neu gestaltet. Mehr Infos zur MonChronik gibt es auf www.monheim-entdecken.de. (ts)