Im Jahr 1871, vor 150 Jahren, wurde mit dem deutschen Kaiserreich der erste deutsche Staat gegründet, der über die Grenzen souveräner Einzelfürstentümer hinaus eine nationale Einheit bildete. Ein Online-Vortrag der Volkshochschule erläutert die Anfänge sowie Entwicklungen und gibt Ausblicke. Er findet am Donnerstag, 15. April, statt. Beginn ist um 18.30 Uhr.
Zurück ins Jahr 1871: Anfänglich war nationale Begeisterung bei weitem nicht das vorherrschende Gefühl. Im Süden Deutschlands standen dem neuen, preußisch dominierten Reich große Teile der Bevölkerung sowie der Adel mit Ablehnung gegenüber. In Preußen betrachteten die konservativen Eliten das neue Staatsgebilde mit Argwohn. Und nicht zuletzt waren die Ideale des liberal bis demokratisch gesonnenen Bürgertums nur zu einem geringen Teil verwirklicht worden. Mehr als andere Nationen Europas blicken die Deutschen somit aus heutiger Sicht zurück auf eine äußerst vielschichtige und gebrochene nationale Geschichte.
Das Kaiserreich von 1871 wird der Düsseldorfer Historiker Christoph Nonn in Schlaglichtern vorstellen. Als Ausgangspunkt wählt er das berühmte Gemälde des Künstlers Anton von Werner, das den Startpunkt portraitiert: die Kaiserproklamation im Spiegelsaal des Versailler Schlosses am 18. Januar 1871. Mehrmals hat von Werner dieses Gemälde in den folgenden Jahren neu – und anders – reproduziert. Es sind Abwandlungen und Variationen, die die Entwicklung des politischen und gesellschaftlichen Mainstreams widerspiegeln. Diese lassen einerseits das Erstarken autoritärer und antimoderner Tendenzen erkennen und spiegeln zugleich eine allmählich stärker werdende nationale Haltung wider, hinter der regionale Zugehörigkeiten zurücktreten. So führt Nonn anhand der Bilder anschaulich durch die bewegte Vorgeschichte des heutigen Deutschlands – die trotz aller Brüche und Wandlungen auch in unserer Gegenwart ihre Spuren hinterlassen hat. Christoph Nonn ist Professor für Neueste Geschichte an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.
Die Teilnahme am Online-Vortrag ist kostenfrei, eine vorherige Anmeldung aber erforderlich. Sie kann unter www.vhs.monheim.de oder per E-Mail an vhs@monheim.de vorgenommen werden (Kurs-Nr. 21S1103). Die Teilnehmenden erhalten einen Zugangscode, um im Internet von einem beliebigen Ort aus den Vortrag verfolgen zu können. Als Browser sollten Google Chrome, Mozilla Firefox oder Microsoft Edge genutzt werden. (nj)