Mit einer öffentlichen Kunstaktion im Landschaftspark Rheinbogen ist am Mittwoch, 17. März, dem Gertrudistag, das Jahresprogramm der neuen Kunstwerkstatt Turmstraße gestartet – aufgrund der anhaltenden Corona-Pandemie leider ohne große Publikumsbeteiligung.
Anlässlich des Gedenktags der Heiligen Gertrud von Nivelles, Patronin der Gärtnerinnen und Gärtner sowie der Feld- und Gartenfrüchte, säte das in Hamburg ansässige Künstlerpaar Swaantje Güntzel und Jan Philip Scheibe Sommerroggen in einem vier quadratmetergroßen Blumenkübel am Eingang zum Landschaftspark Rheinbogen, am Fuße der Altstadt, aus.
Die von zufällig vorbeikommenden Menschen aus der Distanz neugierig beobachtete Performance bildete den Auftakt zu einer mehrteiligen Kunstaktionsreihe unter dem Titel „Preserved – Schwemmland – Monheim am Rhein“. Das englische Preserved steht unter anderem für Aufbewahren, Erhalten und Konservieren. Ein spannendes Projekt, das nun erste Knospen schlägt.
Was ist die bedeutendste heimische Kulturpflanze? Welche Pflanzen wuchsen im alten Monheim am Rhein, wurden hier kultiviert und landwirtschaftlich angebaut? Welche Pflanzen haben die kulturelle Identität Monheims mitgeprägt? Und was ist von diesen alten Wurzeln eigentlich geblieben und sogar noch heute aufzuspüren? Diesen Fragen wollen Scheibe & Güntzel nun zusammen mit den Monheimerinnen und Monheimern nun das ganze Jahr hindurch auf den Grund gehen. So werden auf die Saat auch Wachstum und Ernte folgen. Dabei schlägt das Projekt gekonnt den Bogen zwischen Gestern und Heute. Pflanzen, die die Stadt geprägt haben, sollen im öffentlichen Raum sichtbar und erfahrbar werden. Scheibe & Güntzel wollen in Kooperation mit den Menschen vor Ort sowie mit lokalen und regionalen Institutionen eine ganze Kunstserie entwickeln, die Pflanzaktionen, Interventionen, Kochevents und Ausstellungen beinhalten wird. Die Serie wird in den kommenden Monaten immer wieder an ausgewählten Orten der Stadt alte Geschichten und Bilder wieder sichtbar machen, aus denen heraus Monheim am Rhein gewachsen ist.
Wachsender Kunstgenuss in Etappen
In weiteren Etappen werden die Monheimerinnen und Monheim mit ihren Gästen im Laufe des Jahres so den Fortschritt des Wachstums bis zur Ernte hin verfolgen können. „Das Kunstprojekt ist Teil unserer neuen Reihe Kunst-Camp“, erläutert Niina Valavuo, Programmleiterin der Kunstwerkstadt Turmstraße, Monheims neuer Dependance der Kunstschule, mitten im Herzen der Altstadt. „Unsere Künstlerinnen und Künstler werden dabei immer wieder Kunstprojekte mit engem Bezug zur Stadt entwickeln, die von Aktionen vor Ort begleitet werden“, beschreibt Valavuo das Konzept. „Diese Projekte suchen die Verbindung zu den Menschen in der Stadt und sind dabei offen für Veränderung.“
Auch Katharina Braun, Leiterin der städtischen Kunstschule Monheim am Rhein, zeigte sich glücklich, das Hamburger Künstlerpaar zum Auftakt der Reihe in Monheim am Rhein begrüßen zu dürfen. „Mit ihren Aktionen und Interventionen tragen sie die Botschaft, hier bei uns erlebbare ‚Kunst für alle‘ zu realisieren konsequent weiter“, freut sich Braun.
Swaantje Güntzel und Jan Philip Scheibe haben die charakteristische Monheimer Pflanzenwelt auch in Zusammenarbeit mit dem Stadthistoriker Dr. Alexander Joachim Berner untersucht. Neben dem nun ausgesäten Roggen werden unter anderem auch Äpfel, Birnen, Flachs und Zuckerrüben bald noch eine Rolle in den auf Teilhabe angelegten Veranstaltungen spielen. (ts)
Hintergrundinformationen
Das Künstlerpaar
Swaantje Güntzel und Jan Philip Scheibe leben und arbeiten in Hamburg. Beide Kunstschaffenden arbeiten sowohl einzeln wie auch gemeinsam als Künstlerpaar. Sie beschäftigen sich im Schwerpunkt mit der Rezeption von Natur und der Rolle, die der Mensch bei der Gestaltung von Landschaft spielt. Jan Philip Scheibe analysiert vor allem die Facetten einer romantischen Idealisierung von Natur, während sich Swaantje Güntzel seit 15 Jahren schwerpunktmäßig mit der radikalen Veränderung der Landschaft durch menschlichen Einfluss befasst sowie mit den globalen Herausforderungen, die sich durch den Klimawandel, Plastik in den Ozeanen, Artensterben und den daraus resultierenden psychologischen Folgen für die Menschheit ergeben.
Die Kunstwerkstatt Turmstraße
Die Kunstwerkstatt ist ein neuer Aktionsort der Kunstschule der Stadt Monheim am Rhein. Im Herzen der Monheimer Altstadt gelegen wird sie ab diesem Frühjahr ein offenes Haus für zeitgenössische bildende Kunst sein – ein Ort der Begegnung, der Kommunikation und des gemeinsamen Schaffens. Ganzjährig bietet die Kunstwerkstatt Turmstraße dann ein vielfältiges und abwechslungsreiches Programm. Die beiden Eckpfeiler bilden das Kunst-Camp und der Kunst-Kick. Komplettiert wird es durch die dritte Säule, den Kunst-Plausch. Die Angebote werden überwiegend als Mitmach-Aktionen und zur kostenlosen Teilnahme angelegt sein.
Das Kunst-Camp
Beim Kunst-Camp wohnen und arbeiten die Künstlerinnen und Künstler für circa drei Monate vor Ort. Sie laden zu ortsgebundenen und performativen Kunstaktionen ein, die eigens für Monheim am Rhein entwickelt werden. Die Projekte sind meist interaktiv, prozesshaft und ergebnisoffen. Programmleiterin ist Niina Valavuo, Telefon +49 170 6187591, nvalavuo@monheim.de.