Monheims künstlerisches Spiel mit den Elementen

Tanzende Säulen, Licht, Wasser, Klang und Wandelbarkeit: In der Innenstadt werden Tony Cragg, Mischa Kuball und Jeppe Hein neue Orte des Verweilens, des Staunens und der Begegnung schaffen

Der Eierplatz wird durch Jeppe Heins Wasserspiele und einen Spielplatz mit Verweilqualität für Jung und Alt spielerisch ganz neu aufgewertet. Visualisierung: Stadt Monheim am Rhein

Die „Monheim Cubes“ von Installationskünstler Mischa Kuball erleuchten künftig die Heinestraße und lassen nicht nur akustisch aufhorchen. Visualisierung: Stadt Monheim am Rhein

„Drei tanzende Säulen“ von Tony Cragg werden künftig am Monheimer Busbahnhof aufragen und die Bewegungen der sie umströmenden Menschen aufnehmen.“ Visualisierung: Stadt Monheim am Rhein

Monheims neue Mitte, wie sie gerade entsteht. Zwischen Busbahnhof, Eierplatz und Heinestraße werden künftig gleich drei hochwertige Kunstwerke im direkten Zusammenspiel mit den Menschen für Dialog, Lebendigkeit und Atmosphäre sorgen. Mehr Infos gibt's auf www.monheimmitte.de. Grafik: Stadt Monheim am Rhein

Die Umgestaltungsarbeiten in Monheims neuer Mitte sind unüberhör- und unübersehbar. Täglich schreiten sie voran. Neue Wege und neue Sichtachsen werden den künftigen Stadtkern prägen. Nachdem der Flachbau des ehemaligen Rathauscenters abgerissen wurde, konnte inzwischen mit den beiden neuen Anbauten begonnen werden. Die neue Mitte wird architektonisch und städtebaulich aufgewertet und in zwei großen Schritten bis 2022 und 2024 in einen vitalen, urbanen Wohlfühlraum verwandelt, um die Lebensqualität vor Ort noch weiter zu steigern und zukunftsfest zu machen.

Eine ganz wichtige Rolle bei der Entwicklung solch belebender Elemente, wie hochwertiger Architektur, attraktiver Außengastronomie und der Schaffung eines deutlich erweiterten Einzelhandelsangebots, hat in den konzeptionellen Überlegungen von Beginn an auch die weitere Etablierung lebendiger und zeitgenössischer Kunst im öffentlichen Raum gespielt – mit Werken, die genau für die Orte geschaffen wurden, an denen sie künftig wirken werden. Sie sollen zur Emotionalisierung und Individualisierung der neuen Mitte beitragen und inspirierende Begegnungsräume schaffen. Mit Bewilligung des Gesamtumbaus durch den Stadtrat haben die Monheimer Einkaufszentren GmbHs daher zugleich auch Mittel in Höhe von vier Millionen Euro zur Verfügung gestellt bekommen, um solch besondere Orte mit künstlerischer Unterstützung zu schaffen. Nun steht fest: Gleich drei künstlerische Projekte werden das Gesicht der neuen Innenstadt prägen und sie zu einem besonderen Ort machen. Mit Tony Cragg, Mischa Kuball und Jeppe Hein konnten dafür renommierte und international bekannte Künstler gewonnen werden.

Drei tanzende Säulen von Tony Cragg

Den Auftakt zur neuen Kunstachse im Herzen der Stadt werden künftig drei zusammengehörende Bronze-Skulpturen des Bildhauers Tony Cragg (*1949 in Liverpool) bilden. Die von ihm für Monheim am Rhein vorgeschlagenen schwungvoll und jeweils rund fünfeinhalb Meter hoch emporstrebenden Raumkörper dürften dabei auf den ersten Blick zunächst eher abstrakt und zufällig wirken – doch sie sind es nicht. Der Professor und frühere Rektor der Düsseldorfer Kunstakademie verbindet in seinem Werk zwei Welten: die rationale und die emotionale. Durch den dynamischen Wechsel von Richtung und Volumen der von Cragg entworfenen Skulpturen scheint es, als wären die Säulen in Bewegung. „Genau so, wie die Stadt Monheim am Rhein“, so der nicht zuletzt auch durch die Documenta in Kassel weltberühmte Künstler. Die einander zuwandten geometrischen Säulen werden den Passantinnen und Passanten der neuen Monheimer Mitte bald aus jeder Blickrichtung neue Perspektiven schaffen und sie dabei sogar verschiedene Gesichter in den Skulpturen erkennen lassen. In dem sich die Bewegungen der Menschen in dem Kunstwerk spiegeln, wird die direkt im Boden verankerte und auf keinem Sockel stehende Figurengruppe im Zusammenspiel mit den sie umströmenden, zwischen ihr hindurchlaufenden und sie berührenden Menschen trotz ihrer statischen Form bald zu einem pulsierenden Spiel voll kraftvoller Energie erwachen. Tony Craggs „Drei tanzende Säulen“ werden zwischen dem Monheimer Busbahnhof und dem Monheimer Tor platziert. Ein starkes Entree, dass die Lebendigkeit und Dynamik der Stadt wiederspiegelt. Ein neuer Ort, an dem durch Kunst Emotionen hervorgerufen werden.

Licht- und Klangkunst von Mischa Kuball

Die zweite künstlerische Position wird Mischa Kuball (*1959 in Düsseldorf) für Monheim am Rhein erschaffen. Er setzt die Interaktion mit der Umgebung auf elektronische Weise fort. Sein Werk „Monheim Cubes“ wird Klang und Licht miteinander kombinieren und aus zwei Kuben bestehen. Es soll auf dem neuen Boulevard, der künftig den Busbahnhof mit dem Eierplatz verbindet, installiert werden. Einer der Kuben wird dabei fünf Meter in die Höhe ragen. Es handelt sich dabei um einen 3D-Würfel, der aus einer Metallkonstruktion mit LED-Ummantelung geformt wird. Der zweite Kubus wird hingegen so wirken, als sei er im Boden versenkt. Nur sein oberes Quadrat ist zu sehen. Kuball wagt mit dieser Arbeit sogar für ihn selbst etwas Neues: Erstmals spielt bei ihm Partizipation eine tragende Rolle. Denn die künftige Leuchtintensität der Skulptur wird sich durch die Bewegungen der Passantinnen und Passanten verändern. Je näher eine Person dem dreidimensionalen Kubus kommen wird, umso heller wird er demnächst aufleuchten. Der Konzeptkünstler will auf diese Weise ein interaktives Wechselspiel zwischen der einerseits statischen, architektonischen Situation des neugestalteten Boulevards und der natürlichen, organischen Bewegungen der Menschen erschaffen. Und auch die Intensität der Sound-Elemente wird über die Bewegungen der Passantinnen und Passanten gesteuert. Die Klanginstallation wird in Kooperation mit der Monheim Triennale und dem Klangkunst Festival entstehen. Auch hierüber wird also ein direkter Bezug zur Stadt geschaffen. Der Sound wird dabei nur in dem hohen Kubus selbst zu hören sein und in die Höhe abstrahlen. In den anliegenden Restaurants, Geschäften und Büros wird er hingegen nicht zu hören sein.

Spannend ist die Arbeit für Mischa Kuball auch aufgrund der schieren Größe und der Kombination der einzelnen Bestandteile. „Es ist wirklich ein Alleinstellungsmerkmal, dass die Stadt Monheim am Rhein die Einbindung von Kunst bei der Stadtentwicklung direkt mitdenkt und die Künstlerinnen und Künstler in diesen spannenden Prozess noch in der Entwicklung aufnimmt“, zeigt sich Kuball vom Gesamtprozess beeindruckt.

Die durch die Monheimer Einkaufszentren realisierte Konstruktion in der Stadtmitte will die Stadt selbst sogar noch mit einem weiteren, dritten Kubus ergänzen. Er wird in drei Fragmente zerlegt sein, die an den drei großen Eingängen zur Innenstadt, den Achsen zur neuen Mitte, getrennt voneinander aufgebaut werden. Bürgermeister Daniel Zimmermann: „Erst in der neuen Mitte werden sich die einzelnen Fragmente dann quasi zu einem ganzen Kubus zusammenfügen – genau dort, wo sich die Menschen treffen. Auch Kuballs Werk zeigt damit eindrucksvoll, wie die Funktion der Stadtmitte in künstlerischer Form unterstützt werden kann.“

Der Konzeptkünstler ist für seine starke Einmischung in den öffentlichen Raum bereits international bekannt. Mit seinen Installationen und Projektionen erforscht er urbane Situationen, architektonische Strukturen und gesellschaftliche Rezeptionsmuster. Das Medium Licht spielt dabei eine tragende Rolle.

Wasserspiele auf dem Eierplatz von Jeppe Hein

Auf dem runderneuerten Eierplatz wird der Anspruch auf spielerischen Austausch zwischen den Besuchenden der neuen Mitte und der Kunst dann künftig sogar noch konkreter. Und darauf werden sich in der Hauptstadt für Kinder wohl vor allem auch die jüngsten Bewohnerinnen und Bewohner sicher freuen. Denn hier hat die Stadt mit dem international tätigen Künstler Jeppe Hein (*1974 in Kopenhagen) einen ganz besonderen Fang ans Monheimer Rheinufer gezogen. Hein verbindet in seinem künstlerischen Konzept, das er für die Stadt Monheim am Rhein entworfen hat, einen Wasser-Pavillon mit einem absolut außergewöhnlichen Spielplatz. Dabei ist es das erste Mal, dass der in Berlin lebende dänische Bildhauer einen Spielplatz gestaltet. Bekannt sind von ihm bislang allerdings schon seine besonderen Sitzbänke, einer Form der sozialen Skulptur, die 2019 ein großer Publikumserfolg auf der Biennale in Venedig waren. Die Bänke sind meist geschwungen und zugleich zum Sitzen und Spielen gedacht. Eine weitere Besonderheit sind die integrierten Lampen: Sie spenden nicht nur Licht, sondern werden ebenfalls zu Spielgeräten umfunktioniert.

Der von ihm im Monheimer Stadtzentrum geschaffene Spielplatz am Rande des Eierplatzes ist offen gestaltet und wird den Kindern ganz viel kreativen Freiraum liefern. Zugleich will Jeppe Hein über die Kombination aus Spielgeräten und Sitzgelegenheiten einen Anziehungspunkt und Begegnungsraum für Menschen aller Generationen schaffen. Hier kann man zugleich Spaß haben und entspannen. Gleiches gilt für den Wasser-Pavillon, den Jeppe Hein auf dem Eierplatz realisieren will. Das von ihm geplante Wasserspiel in Form mehrerer, sich überlappender Eier wird begehbar sein und die Menschen förmlich dazu einladen, das Wasser anzufassen und zu spüren. Den von Künstlerkollege Thomas Stricker geschaffenen „Monheimer Geysir“ fand Jeppe Hein bei einem Besuch in der Stadt zutiefst beeindruckend. Und doch wird sein künstlerischer Ansatz ein ganz anderer sein, denn seine Wasserskulptur steht auf einem zentralen Platz. Das schafft andere Formen der Kunstberührung. Die feinen Wasserfontänen seiner Wasserskulptur werden variable Räume bilden und immer wieder neue Höhen annehmen. Dabei können sie bis zu zweieinhalb Meter hoch aufsteigen. Das begehbare Wasserspiel begeisterte Kinder und Jugendliche in ähnlicher Form schon 2018 als Teil des Werks „The Playground Project – Outdoor“ vor der Bundeskunsthalle in Bonn.

Jeppe Heins Arbeiten zeichnen sich dadurch aus, dass sie Menschen in ungewohnter Aktion verbinden. „Der traditionell oft ernste Umgang mit Kunst, der Austausch untereinander, wird bei ihm mit Witz und Herz auf den Kopf gestellt“, zeigt sich Monheims Kunstschulleiterin Katharina Braun begeistert, die in ihrer Funktion auch verantwortlich für die Realisation von Kunst im öffentlichen Raum ist. Jeppe Hein verspricht, mit seinem künstlerischen Konzept weitere Lebensfreude in die Innenstadt zu bringen und den zuvor durch seine etwas isolierte Lage oft eher geschmähten Eierplatz so künftig vielleicht sogar zu einem Lieblingsplatz der Monheimerinnen und Monheimer aufsteigen zu lassen. Der Künstler übersetzt seinen Sinn für Humor dabei in einen Parcours, den Alt und Jung vorbehaltlos gemeinsam erkunden können. Durch den „Wasser-Pavillon“ wird am zentralen Ort der Monheimer Innenstadt ein Ort des Zusammenkommens, des Verweilens und Erforschens entstehen, der die neue Mitte ausmacht und das pulsierende Leben in der Stadtmitte symbolisiert.

Die kleine Kunstmeile vom Busbahnhof bis zum Eierplatz wird sich künftig bei jedem wechselnden Tageslicht und im Laufe der Jahreszeiten immer wieder kreativ verwandeln und die städtische Gemeinschaft verbinden. „Ich möchte Freude in die Monheimer Innenstadt bringen und sie zu einem zentralen Treffpunkt für alle machen. Die Menschen sollen hier kreativ werden und Spaß haben“, erklärt Jeppe Hein.

Besondere Kunst für besondere Monheimer Orte

Da das Wasserspiel ebenerdig ist und ausgeschaltet werden kann, wird der Eierplatz natürlich auch weiterhin für den Wochenmarkt und Veranstaltungen verfügbar sein. Auch die Monheimer Eislaufbahn soll künftig hier hinziehen – größer und noch schöner als bislang schon auf dem Rathausvorplatz.

Die engagierten Künstler haben die Monheimer Einkaufzentren GmbHs mit Beratung von Katharina Braun und ihrem Kunstschule-Team ausgewählt – immer mit der Vorgabe, die einzelnen Plätze durch ihre Arbeiten zu etwas Besonderem zu machen. Letztendlich fiel die Wahl auf Werke aus den Bereichen Bildhauerei, Lichtinstallation und Wasserkunst. Von der Qualität der so vielfältigen Ansätze konnten sich jetzt in den letzten Tagen auch Vertreterinnen und Vertreter der städtischen Kunstkommission auf Einladung der Monheimer Einkaufszentren überzeugen. Katharina Braun: „Jeder der drei Künstler arbeitet mit unterschiedlichen Materialien und prägt damit den jeweiligen Standort. Die drei Kunstwerke werden bei aller Unterschiedlichkeit am Ende ein Gesamtbild ergeben, was das pulsierende Leben in der neuen Mitte symbolisiert.“ „Ich freue mich, dass diese außergewöhnlichen Werke die Innenstadt zu einem noch besonderen Ort machen werden und damit die Vielfalt der neuen Mitte Monheims unterstreichen“, blickt auch Isabel Port, Geschäftsführerin der Monheimer Einkaufszentren, mit Freude in die Monheimer Zukunft. (ts)

Hintergrund:
• Der Bereich Kunst im öffentlichen Raum wird in Monheim am Rhein seit 2017 neu entwickelt und ausgebaut. Das Ziel ist es, dass öffentlich präsentierte Kunst ein wesentliches Element der Monheimer Stadtkultur wird. Auch die Kunstwerke in der neuen Mitte greifen die Ästhetik der Straßen und Plätze auf, sodass die öffentliche Wahrnehmung dieser Orte positiv beeinflusst wird. Die realisierten Arbeiten sollen kulturelle und materielle Werte schaffen und sie nachhaltig sichern.
• Die Stadt investiert in die Innenstadt, um sie zu einem lebenswerten und lebendigen Ort für die Bürgerinnen und Bürger zu machen und das individuelle Gesicht der Stadt zu stärken. Sie verfolgt damit außerdem erneut ihr Ziel, Kunst für jeden ohne Zugangsbarriere erlebbar zu machen und zu Diskussionen anzuregen – denn die Stadt Monheim am Rhein ist der Überzeugung, dass der Zugang zur Kultur ein Grundrecht für alle Bürgerinnen und Bürger darstellt.
• Die beauftragten künstlerischen Projekte werden zur Aufwertung und Individualisierung der neuen Monheimer Mitte beitragen und die Ästhetik des Einkaufsquartiers und der zentralen Stadtmitte prägen. Die Innenstadt bekommt durch die Werke von Tony Cragg, Mischa Kuball und Jeppe Hein ein unverwechselbares und individuelles Gesicht, das bald auch weiterer kulturell interessierte Touristen und Touristen anziehen dürfte.

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