Monheim am Rhein beweist „Fairantwortung“ – für den lokalen Karneval und den globalen Süden

Der Gänselieselwagen rollt dieses Jahr im wohl fairsten Monnemer Zoch aller Zeiten „jans autonom“ – und sogar ein echter Jaques Tilly ist dabei

„Zesamme fairrückt!“ Die unter anderem auch mit fairer Kamelle versorgte Tanzgarde der Gänselieschen und Spielmänner sowie die Monheimer Funkenkinder und das Kinderprinzenpaar freuen sich auf den Rosenmontagszug in ihrer Stadt. Mitfreuen tun sich im Hintergrund unter anderem auch die großen Tollitäten, Bürgermeister Daniel Zimmermann und die Vertreterinnen und Vertreter der Jecken Fairsuchung und des Fair-Handelszentrums Rheinland. Foto(s) Thomas Spekowius

Fair produzierte Fliegende Herzen, Mango-Monkeys und Erdnuss-Konfetti fliegen nicht nur von allen Wagen im Monheimer Rosenmontagszug, sondern ab sofort auch von einem eigenen Fairtradewagen der Stadt Monheim am Rhein.

Das große Monheimer Prinzenpaar vor dem neuen durch Jaques Tilly geschaffenen Fairtradewagen.

Die Gänselieschen und Spielmänner brachten ihre aktuellen Tänze zum Betriebshof mit. Viele Bühnen gibt es in diesem Jahr nicht – aber am Rosenmontag immerhin einen kleinen Zug unter freiem Himmel. Und die Beschäftigten des Betriebshofs sorgen im Nachgang mit ihrem Arbeitseinsatz wieder für saubere Straßen.

Gänseliesel Lisa singt von ihrem Wagen das Monheimer Gänseliesellied.

Rut und Wies an der Robert-Bosch-Straße. Auch die Funkenkinder fanden 2022 wieder Wege, ihr gemeinsamen Trainingseinheiten abzuhalten. Das Ergebnis ist absolut vorzeigbar.

Der Monheimer Rosenmontagszug wird am 28. Februar rollen. Dabei wird vieles noch etwas anders sein als sonst. Aber Stadt und Karnevalisten setzen ein gemeinsames Lebenszeichen für das Brauchtum. Und: Mitrollen wird im „Zoch“ neben dem Gänselieselwagen erstmals auch ein Fairtradewagen, der das Engagement der Stadt Monheim am Rhein noch einmal in besonders bunter Form zum Ausdruck bringt. Gestaltet hat ihn kein Geringerer als Jaques Tilly. Am Donnerstag wurden beide Wagen im städtischen Betriebshof eingeweiht. Und sogar dort gab es schon wieder ein bisschen Karneval. Das Monheimer Brauchtum: Es lebt!

Ausgegeben wurde am Donnerstagabend vor Altweiber auch die fair gehandelte Kamelle, die die Stadt in jedem Jahr für 100.000 Euro ordert, um die heimischen Vereine und Karnevalsgruppen zu unterstützen – und zugleich ein Zeichen für den Fairen Handel zu setzen. Statt dreier Züge wurden in diesem Rückkehr-Jahr nur die 22 Fuß- und Wagengruppen des Rosenmontagszuges ausgestattet. Demzufolge gab es mehr für alle. Annika Patz, Fairtrade-Koordinatorin und Leiterin der Abteilung Interkulturalität und Städtepartnerschaften bei der Stadtverwaltung: „Wir werden im diesjährigen Monheimer Rosenmontagszug damit den wohl höchsten fairen Anteil beim Wurfmaterial in einem Karnevalszug haben, den das Rheinland je gesehen hat – weit mehr als die zehn Prozent, die wir sonst anstreben, und für die sich auch die Aktiven der ‚Jecken Fairsuchung‘ einsetzen.“

Der fairste Zug aller Zeiten

Bürgermeister Daniel Zimmermann: „Als Fairtrade-Stadt bemühen wir uns nun schon seit fast zehn Jahren immer wieder, Zeichen zu setzen. Denn ein Zertifikat, das im Bürgerbüro hängt, ist das eine. Das andere ist die Tatsache, dass man auch weiter aktiv etwas tut. Und das ist gerade jetzt wichtig. Denn egal, ob es Kakao- und Kaffeebohnen, Zucker oder die Mangos für unsere Mango-Monkeys sind: Die Produzentinnen und Produzenten im Globalen Süden müssen sich auch und gerade in schwierigen Zeiten wie diesen darauf verlassen können, dass wir ihnen ihre nachhaltig angebauten Produkte abnehmen. Es geht bei unserem Engagement also vor allem auch um Verlässlichkeit – damit die Kinder der Kleinbauernfamilien dort weiter in die Schule gehen können und sich ihre Familien den Lebensstandard, den sie sich vor Ort auch mit unsrer Unterstützung erarbeitet haben, aufrechterhalten können.“ Die Diskussion, ob und wie in diesem Jahr der Karneval gefeiert werden könne, sei da vergleichsweise eher ein Luxusproblem, so Monheims Stadtoberhaupt. „Deshalb haben wir hier auch für diese Session – wie schon im letzten Jahr – die gleiche Menge an fair gehandelter Kamelle geordert – so wie in den Jahren vor der Pandemie. Und neben dem Gänselieselwagen und einem echten Stefan Goller haben wir mit dem Fairtradewagen eben auch einen echten Jaques Tilly im Rosenmontagszug mitrollen.“ Mit an Bord werden dann ab 11.11 Uhr neben Annika Patz auch Schülerinnen und Schüler der Fairtrade AG vom Otto-Hahn-Gymnasium sein. 

Karneval ist Miteinander

Organisiert wird der Zug wie immer von der Großen Monheimer Karnevalsgesellschaft (Gromoka). Und auch deren Sitzungspräsident Moritz Peters hob bei der Verteilung der fairen Kamelle und der doppelten Wageneinweihung nochmal das Engagement der Stadt hervor: „Dass wir hier dieses Jahr in der fast einzigartigen Situation sind, unseren Zug ziehen lassen zu können, ist nichts Selbstverständliches. Es ist etwas ganz Besonderes. Und das Stichwort lautet auch hier: Verlässlichkeit.“ Verlässlichkeit sei es eben tatsächlich, worauf es in diesen Zeiten an ganz vielen Stellen ankomme – im Karneval aber eben auch im gesamtgesellschaftlichen Miteinander. Verlässlichkeit beweise die Stadt mit ihrer Verantwortung gegenüber den Produzierenden von fairer Kamelle. Verlässlichkeit beweise sie aber auch gegenüber der Brauchtumspflege. Peters: „Das kann man gar nicht hoch genug bewerten. Und dafür können wir uns nur bedanken. Denn das, was wir hier mit dem Rosenmontagszug und an den anderen Karnevalstagen in der Altstadt planen, können wir alles nur tun, weil wir in der Stadt eine zu 100 Prozent verlässliche Partnerin an unserer Seite haben.“ Der Karneval sei die Pflege eines Kulturguts und die Pflege eines sozialen Umgangs miteinander. „Das tut unserer Gesellschaft gut“, unterstich Peters, der auch die Karnevalisten selbst mit in die Pflicht nahm. „Es geht eben um so viel mehr, also nur um die persönliche Spaßoptimierung. Wenn wir den Karneval nur als Zweck begreifen, uns in Uniform oder Kostüm an Theken zu stellen und Bier zu trinken, dann ist schlecht getan. Gerade die Kinder und auch viele alte Menschen brauchen uns. Wir Karnevalisten sollten deshalb auch der Gesellschaft gegenüber Verlässlichkeit beweisen, schwere Zeiten gemeinsam durchstehen zu wollen und das Brauchtum auch dann aktiv zu pflegen, wenn der Wind mal schärfer von vorne weht.“ 

Eine „fairrückte“ Stadt

Fasziniert von der „fairrückten Stadt am Rhein“ zeigte sich denn auch Ulrike Thönniges vom Projekt „Jecke Fairsuchung“ des Vereins „Tatort – Straßen der Welt“, in dem sich auch die beiden Kölner Tatort-Kommissare Dietmar Bär und Klaus J. Behrendt seit Jahrzehnten engagieren. „Dass ihr einen Rosenmontagszug in diesem Jahr habt, finde ich einfach super.“ Der faire Handel und der Karneval seien ein gutes Gespann. „Und gerade diese Monheimer ‚Fairlässlichkeit‘ fasziniert mich“, hob Thönniges hervor. „Das hat mich schon im letzten Jahr begeistert, als die Kamelle hier wegen des ausgefallenen Zuges einfach an Kitas, Schulen und soziale Einrichtungen verteilt wurde. Diese Gedanken von Verlässlichkeit und Fairness habt Ihr Euch offenbar auf die Stadtfahne geschrieben. Vielen Dank dafür!“

Der Einsatz fairer Kamelle verbindet aus städtischer Sicht globales Verantwortungsbewusstsein und die lebendige Karnevalskultur vor Ort auf perfekte Weise. Die Karnevalistinnen und Karnevalisten bringen das Thema im wahrsten Sinne des Wortes unter die Leute. Sie sind wichtige Multiplikatoren, die den Fairen Handel nachhaltig im Karneval verankern und dabei einen beispielhaften gesamtstädtischen Monheimer Beitrag für mehr Gerechtigkeit auf der Welt leisten – auch 2022 wieder.

Alle Infos zur Fairtrade-Stadt Monheim am Rhein gibt es [intern]hier. (ts)

Die Fairtrade-Stadt Monheim am Rhein
• Bereits seit 2014 darf sich die Stadt Monheim am Rhein offiziell als Fairtrade-Stadt bezeichnen.
• Der Titel wird vom Verein Fairtrade-Deutschland im Rahmen der bundesweiten Kampagne Fairtrade Towns an Städte vergeben, die das Thema auf kommunaler Ebene fördern und dabei mit gutem Beispiel vorangehen.
• Das geschieht auf verschiedene Weise: nicht nur, dass in allen Ratssitzungen und im Büro des Bürgermeisters nur noch fair gehandelter Kaffee getrunken wird – das Thema wird auch mit verschiedenen Veranstaltungen immer wieder in die Öffentlichkeit getragen. Die Zusammenarbeit mit Aktiven in Vereinen und Schulen ist dabei ein wichtiger Bestandteil. Auch Einzelhandel und Gastronomie sind Teil der Bewegung. Einige führen bereits seit vielen Jahren Produkte aus Fairem Handel im Sortiment.
• Die „Jecke Fairsuchung“ setzt sich dafür ein, die Werte des Fairen Handels und fair gehandelte Produkte im gesamten Karneval zu verankern. Der Verein ruft daher schon seit Jahren alle Karnevalistinnen und Karnevalisten dazu auf, mindestens 10 Prozent ihres Budgets für Wurfmaterial für fair gehandelte Kamelle einzusetzen.
• Der Faire Handel bedeutet mehr als eine gerechte Bezahlung: Er schließt auch soziale Rechte und ökologische Standards ein. Wichtig sind zum Bespiel Verbote von ausbeuterischer Kinderarbeit, Zwangsarbeit und Diskriminierung. Neben fairen Arbeits- und Handelsbedingungen sowie Transparenz stärkt die Handelspartnerschaft außerdem Chancengleichheit und Bildungsmöglichkeiten. Auch Nachhaltigkeit und Umweltschutz sind zentrale Punkte.
• Der Faire Handel ist somit ein wichtiges Instrument, um Armut und Ausbeutung nachhaltig entgegenzuwirken – die Handelspartner begegnen sich dabei auf Augenhöhe.• Auch Verbraucherinnen und Verbraucher profitieren: Produkte aus Fairem Handel erfüllen hohe Qualitätsansprüche und stammen zu einem großen Teil aus biologischem Anbau.
• Der Verein Fairtrade Deutschland vergibt das Fairtrade-Siegel, das Produkte aus dem Globalen Süden kennzeichnet, die unter Einhaltung der unabhängig kontrollierten internationalen Fairtrade-Standards hergestellt wurden.
• Auch die Fair-Handels-Importeure bieten eine Garantie für die Einhaltung fairer Handelsbedingungen. Ihre Geschäftsstruktur ist ausschließlich auf den Fairen Handel und die enge Zusammenarbeit mit Produzentenorganisationen ausgerichtet.

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