Die Stadt Monheim am Rhein hat in diesem Jahr ein besonderes Projekt ausgezeichnet, das seit vielen Jahren einen unverzichtbaren Beitrag zum Zusammenhalt in der Stadt leistet. Der Integrationspreis 2025 ging an die Nachhilfegruppe im Berliner Viertel, die von Gabriele Oesten-Burnus gegründet und seit 16 Jahren mit großem persönlichem Einsatz getragen wird. Rund 60 Gäste nahmen an der feierlichen Verleihung teil. Bürgermeisterin Sonja Wienecke und die Vorsitzende des Ausschusses für Chancengerechtigkeit und Integration, Melissa Dilara Ergen, überreichten gemeinsam Urkunde, Blumen und Scheck.
Bürgermeisterin Sonja Wienecke hob die würdevolle Atmosphäre hervor und bedankte sich bei allen Anwesenden. Sie erinnerte daran, dass der Integrationspreis bereits zum 18. Mal verliehen werde, es für sie persönlich jedoch die erste Verleihung sei. „Umso mehr freue ich mich darüber, direkt ein so herausragendes Engagement würdigen zu dürfen“, so Wienecke, die zudem darauf verwies, dass die Preisträgerin selbst bis vor drei Jahren Mitarbeiterin der Stadtverwaltung war und über viele Jahre hinweg die Preisverleihung maßgeblich mit vorbereitet habe, bevor sie in den wohlverdienten Ruhestand ging. „Vor 16 Jahren hat Gabriele Oesten-Burnus einen verlässlichen und sicheren außerschulischen Lernort geschaffen und sich dort um Kinder und Jugendliche gekümmert, die einen erhöhten Förderbedarf benötigen“, führte die Bürgermeisterin weiter aus. Weit über die reine Nachhilfetätigkeit hinaus habe sie ihre Schützlinge an die Hand genommen und ein Netzwerk aufgebaut, das mittlerweile ganze Generationen vereine. Gabriele Oesten-Burnus habe Zukunftschancen für jede und jeden geschaffen – unabhängig vom Status der Kinder und Jugendlichen und unabhängig von den finanziellen Möglichkeiten ihrer Familien.
Einstimmiges Votum der Jury
Die Jury sprach sich im Vorfeld einstimmig für diese Entscheidung aus. Sie würdigt damit ein Angebot, das Bildungsgerechtigkeit, soziale Teilhabe und Integration auf bemerkenswerte Weise fördert. Die Nachhilfegruppe bietet Kindern und Jugendlichen von der ersten Klasse bis hin zu Studierenden und jungen Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteigern einen verlässlichen, außerschulischen Lernraum. Das Angebot ist bewusst kostenlos und offen für alle gestaltet, um insbesondere diejenigen zu erreichen, denen passende Unterstützung im Alltag fehlt. Viele der Teilnehmenden kommen aus Familien mit Migrationsgeschichte oder aus sozioökonomisch benachteiligten Lebenslagen. Für sie ist die Nachhilfegruppe mehr als nur fachliche Förderung: Sie bietet einen Ort, an dem Lernen in Ruhe möglich ist, Fragen ohne Hemmungen gestellt werden können und individuelle Begleitung selbstverständlich ist.
Die Initiative verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz. Neben der regelmäßigen Lernhilfe gehören auch ausführliche Prüfungsvorbereitungen, Unterstützung bei Bewerbungen und Gespräche über berufliche Orientierung dazu. Die persönliche Zuwendung und die gezielte Förderung tragen dazu bei, sprachliche und soziale Barrieren abzubauen und die Teilnehmenden zu stärken – sowohl in ihren schulischen Leistungen als auch in ihrer Selbstwirksamkeit. Das Projekt schafft damit einen geschützten Raum, in dem Bildung als Schlüssel zur eigenen Zukunft erfahrbar wird.
Ein breites Netzwerk an ehrenamtlich aktiven Mitstreitenden
Getragen wird die Nachhilfegruppe nicht nur von der Initiatorin selbst, sondern auch von einem breiten Netzwerk freiwillig Engagierter, die ihre beruflichen und fachlichen Kenntnisse einbringen. Ob aus naturwissenschaftlichen, sprachlichen oder handwerklichen Bereichen – die Vielfalt der Unterstützenden ermöglicht individuelle Förderung auf hohem Niveau. Besonders anrührend ist die Kontinuität, mit der sich viele der Ehrenamtlichen engagieren, sowie die Tatsache, dass ehemalige Teilnehmende heute selbst als Unterstützende zurückkehren. Auch bei der Preisverleihung wurde dieses Engagement sichtbar: Christian van den Boom und Julia Wieczorek, die mittlerweile zum festen Nachhilfeteam gehören, begleiteten Gabriele Oesten-Burnus zur Feierlichkeit und wurden ebenfalls von Bürgermeisterin Sonja Wienecke und Melissa Dilara Ergen mit Blumen und Danksagungen bedacht.
In ihrer Dankesrede blickte die Preisträgerin bewegend auf die Anfänge ihres Engagements zurück. „Ich wurde damals von einer Kollegin gefragt, ob ich mir ein solches Projekt im Zuge der damaligen Zukunftswerkstatt vorstellen könnte und zunächst zögerte ich“, erinnerte sich Gabriele Oesten-Burnus, die bis dahin nur wenige Berührungspunkte mit einem solchen Ehrenamt hatte. Aus dem Zögern entwickelte sich jedoch schnell echte Freude. Nachdem das Projekt Zukunftswerkstatt nach drei Jahren beendet wurde, machte sie einfach weiter. „Die meisten meiner Jugendlichen verfügen heute über einen Schulabschluss, einige studieren sogar oder haben schon den Master gemacht“, berichtet sie stolz. Außerdem beteiligen sich die Kinder und Jugendlichen an gesellschaftlichen Aktionen und schaffen es somit, ein Miteinander in der Stadtgesellschaft zu fördern und Barrieren abzubauen.
Preisgeld wird für Ausflug nach Xanten verwendet
Aus Sicht der Jury ist die Nachhilfegruppe im Berliner Viertel ein herausragendes Beispiel für erfolgreiche Integrationsarbeit. Über mehr als anderthalb Jahrzehnte hinweg hat sie gezeigt, wie viel durch Engagement, Anteilnahme und beständige Präsenz erreicht werden kann. Sie fördert Chancengleichheit, baut strukturelle Benachteiligungen ab und stärkt das soziale Miteinander. Die Auszeichnung würdigt deshalb nicht nur die besondere Arbeit der Initiatorin Gabriele Oesten-Burnus, sondern auch das große Engagement all jener, die das Projekt mit Leben füllen. Für die Preisträgerin gab es neben Urkunde und Blumen einen Scheck über 1000 Euro, der direkt in einen Ausflug mit ihren Schützlingen ins Römermuseum nach Xanten umgewandelt werden soll, wie die Preisträgerin berichtete. Musikalisch wurde der Festakt von einem Saxophone-Trio der Musikschule Monheim am Rhein begleitet. Nach dem offiziellen Teil lud Bürgermeisterin Sonja Wienecke zum Verweilen und Austausch ein. (tb)



