Erinnerung an das Novemberpogrom von 1938 als Mahnung an die heutige Zeit

Entschlossenes Eintreten gegen Ausgrenzung – Bürgermeister Daniel Zimmermann ruft zu neuem Zusammenhalt in der Gesellschaft auf

Mit einer Gedenkstunde und Kranzniederlegung vor dem Holocaust-Mahnmal am Kradepohl gedachten am Mittwochabend trotz Dauerregens über 60 Monheimerinnen und Monheimer der Opfer der Pogromnacht vor 78 Jahren.

Neben einer Ansprache von Bürgermeister Daniel Zimmermann wurde die abendliche Zusammenkunft durch Musik- und Wortbeiträge vieler Schülerinnen und Schülern der Peter-Ustinov-Gesamtschule und des Otto-Hahn-Gymnasiums geprägt.

Bürgermeister Daniel Zimmermann mahnte in seiner Ansprache, dass man sich auch vor nun bald 80 Jahren fast schleichend an die zunehmend stärker werdende Ausgrenzung von Menschen gewöhnt habe, später dann sogar an die immer offener werdende Diskriminierung von Nachbarn, Freunden und Bekannten. Und er sprach seine offene Trauer darüber aus, „dass wir uns heute, was Vorurteile und Diskriminierung betrifft, in einer ähnlichen Situation wie in den 1920er Jahren befinden“, in denen mit einer durch Arbeitslosigkeit und die Weltwirtschaftskrise von 1923 befeuerte Unzufriedenheit die Saat für die bald darauf folgenden NS-Terrorherrschaft gesät wurde. „Seit am 11. September 2001 zwei Flugzeuge in das World Trade Center in New York flogen, seit islamistische Terroristen als Al Quaida, als Islamischer Staat oder als Amokläufer im arabischen Raum, in Frankreich, in der Türkei und anderen Ländern Unschuldige töteten, ist in den Köpfen vieler Menschen eine neue Bedrohung entstanden: Sie glauben, der Islam hätte diesen Terror, diese Gefahr geschaffen. Demagogen und Populisten mögen diese Angst. Und sie schüren sie im Internet, auf Twitter, Facebook und anderen Kanälen.“

Wer nicht widerspricht, lässt Diskriminierung zu

Seit zwei Jahren würden nun Demonstranten durch Deutschland laufen, die unter dem Titel „Pegida“ das so genannte „Abendland“ vor der von ihnen befürchteten „Islamisierung“ schützen wollten, so Zimmermann. Man habe sich schon fast an diese Leute gewöhnt. Man habe sich an die vielfältigen Sprüche, die misstrauischen Blicke, die Skepsis und das Unbehagen gegenüber Muslimen gewöhnt, das so viele Menschen zur Schau stellten. Gerade das jedoch sei so gefährlich. Denn: „Erst weil niemand widerspricht, können all die kleinen und großen Diskriminierungen ihre hässliche Wirkung entfalten.“ Und die Ausgrenzung mache keineswegs vor Muslimen halt, betonte der Bürgermeister in seiner Ansprache. Sie treffe auch Frauen, die sich für Gleichberechtigung engagierten, sie treffe Schwule und Lesben, deren Beziehungen als „unnatürlich“ stigmatisiert würden sowie Politikerinnen und Politiker, die sich für Muslime, für Gleichberechtigung oder für die Gleichstellung Homosexueller einsetzten. „Damit“, so Daniel Zimmermann, „zerstört diese Ausgrenzung den Zusammenhalt unserer Gesellschaft, den wichtigsten Wert, der unser Zusammenleben ausmacht, nämlich die Tatsache, dass wir nicht alle gleich sein müssen, um trotzdem gleiche Rechte zu haben. – Nicht jeder, der hier lebt, muss hier aufgewachsen sein. Nicht jeder, der hier lebt, muss Deutsch als Muttersprache sprechen, dieselbe Religion oder dieselbe sexuelle Orientierung haben. Wir alle sind verschieden und doch sind wir alle, die wir hier leben, in unseren Rechten gleich. Das ist das heutige Deutschland, das ist der Geist des Grundgesetzes – und Gruppen wie Pegida oder die AfD wollen ihn zerstören.“ Und ihre dunkle Saat geht bereits an vielen Stellen auf – trotz allem, was erst vor so wenigen Generationen in Deutschland und auch in Monheim am Rhein geschehen ist. Studien zufolge sind 20 Prozent aller Deutschen islamfeindlich eingestellt, 16 Prozent sind antisemitisch und haben Vorbehalte gegenüber Juden. 18 Prozent sind gegen Sinti und Roma eingestellt.

Gemeinsam vor die beiden islamischen Gemeinden stellen

„Während unserer Debatte um zwei Grundstücke für Moscheen in Monheim“, so der Bürgermeister, „haben sich auch solche Leute zu Wort gemeldet. Es war sicher ein Fehler, die Entscheidung schon vor den Sommerferien durchbringen zu wollen“, gestand Monheims Stadtoberhaupt an der Gedenkstätte neben dem Kradepohl ein. „Vielen ging es einfach zu schnell. Und mit Sicherheit hätte ich noch mehr auf alle Parteien im Stadtrat zugehen können. Dafür habe ich persönlich viel Kritik eingesteckt. Jetzt, da die Entscheidung gefallen ist, sollten wir uns jedoch wieder gemeinsam vor die beiden islamischen Gemeinden stellen, deren Mitglieder zum größten Teil die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen, deren Mitglieder hier geboren sind, die hier ihren Schulabschluss erworben haben, und die zu Monheim am Rhein dazugehören. Es ist an uns zu verhindern, dass die Ausgrenzung weitere Folgen hat, dass das, was in den 1920er Jahren begonnen hat und seit 1938 auf direktem Wege in die größte Katastrophe der modernen Menschheit geführt hat, wieder möglich wird: Menschen wegen ihres Glaubens auszugrenzen, Gleiche zu Ungleichen zu machen.“ (ts)


Die vollständige Rede von Bürgermeister Daniel Zimmermann gibt es <link file:23639 download file>hier.

 

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