Die Kulturraffinerie K714 nimmt Form an

Überarbeitete Pläne sorgen im Ratssaal für viel Applaus / Fahrplan und Gestaltung werden konkret

Blick in Richtung Südwesten, die Wasserachse im Rücken, auf den Eingangsbereich der künftigen Kulturraffinerie, rechts der Rhein. Deutlich wird hier das faszinierende Zusammenspiel aus alter und moderner Architektur, die auch den neuen Eingangsbereich einfasst. Hinten ist der von innen glühende Kubus zu sehen, der als „Großer Saal“ in das bestehende Gebäude eingesetzt wird. Visualisierung: Bez + Kock Architekten Generalplaner GmbH

Bitte eintreten! Blick in das Foyer der neuen Kulturaffinerie K714. Zu erkennen sind die Garderobe und die höherliegenden Wandelgänge an den Seiten. Neben den Treppen wird es auch fünf Aufzüge geben. Auch Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer werden hier mit ihren Begleitpersonen keine abgelegenen Nischen zugewiesen bekommen, sondern beste Plätze erhalten. Die Kulturraffinerie soll ein multifunktionaler Erlebnisort für alle werden. Oben gut zu erkennen: Die unter Denkmalschutz stehenden Stahlbetonbögen, die bereits seit über 100 Jahren das Dach der zwischen 1913 und 1915 erbauten Halle tragen – nur wenige Jahre konstruiert, nachdem der Stahlbeton überhaupt erst Einzug in den industriellen Gebäudebau gehalten hat. Visualisierung: Bez + Kock Architekten Generalplaner GmbH

Jede Menge Lob und Applaus bekam Architekt Thorsten Kock am Freitagabend im Ratssaal bei der Vorstellung seiner überarbeiteten Pläne für die Kulturraffinerie K714 – Monheims multifunktionale Veranstaltungshalle der Zukunft.

Über 100 interessierte Gäste hatten zuvor der einstündigen Präsentation des Geschäftsführers vom Stuttgarter Architekturbüro Bez + Kock gelauscht. Neben Kock standen an dem Abend zudem Bürgermeister Daniel Zimmermann sowie Martin Witkowski, Intendant und Geschäftsführer der Monheimer Kulturwerke, für weitere Informationen und Fragen aus den Reihen der Bürgerschaft zur Verfügung.

Bereits am 31. Januar 2019 hatte es einen ersten, ebenfalls sehr gut besuchten, Informationsabend gegeben, an den sich eine mehrwöchige und rege genutzte Beteiligungsphase für die Bürgerschaft angeschlossen hatte. Bürgermeister Daniel Zimmermann: „Das dazwischen vergangenen Jahr wurde nun genutzt, nicht nur um die Erkenntnisse aus dieser Beteiligung in das Planungsverfahren einfließen zu lassen, sondern auch um weiterreichende Untersuchungen hinsichtlich Statik, Fundamenten und Denkmalschutzbelangen vorzunehmen.“ Zudem konnte sich der erst später zum Projekt hinzugestoßene, weil vorher noch in Düsseldorf tätige, Monheimer-Kulturwerke-Geschäftsführer Martin Witkowski erst jetzt so richtig mit seinem Know how und eigenen Vorstellungen einbringen. Architekt Thorsten Kock: „Ein Jahr voller intensiver Arbeit liegt damit hinter uns. Es war ein ergebnisreiches Jahr. Wir wissen nun, was wir wollen. Und wir wissen auch schon ziemlich genau, wie wir dort hinwollen. Rund 40 bis 50 Prozent der Planung sind abgeschlossen.“

Platz für 150 bis 3800 Menschen

Kern des Gesamtkonzepts und Herzstück ist und bleibt es, mittig in das historische Hallenensemble einen deutlich höheren, quaderartigen Gebäudekörper einzusetzen, der den alten Bestand an den Seiten jedoch variabel einbezieht. Was aber ist neu gegenüber den Ursprungsplanungen? Die Idee für das einmal zur Wasserachse hin geplante Vordach, als Markierung des Eingangsbereichs und städtebauliche Markante in Richtung Rhein wurde wieder fallengelassen. Die Funktion übernimmt dort nun ein viergeschossiger Neubau mit Innen- und Außen-Restauration im ersten OG sowie einer Dachterrasse mit weitem Blick über den Rhein. Ebenfalls neu: Der durch das Einsetzen des rechteckigen Neubaus in die alte Architektur geschaffene „Große Saal“ wird nun nur noch längsseitig teilbar sein – dort, wo der hohe Neu- in den alten Flachbau übergeht. Kleinere Veranstaltungen für etwa 150 bis 500 Personen sollen künftig im „Kleinen Saal“, gleich nebenan, stattfinden können, für den im Nordosten des Gesamtensembles ebenfalls alter Bestand genutzt wird. Denn hier steht die eigentliche alte Fassabfüllhalle. Die Verbindung dorthin schaffen unter anderem ein begrünter Innenhof und ein verbindendes, weitläufiges Foyer. Es bleibt beim geplanten Neubau im Norden, in dem unter anderem auch der gesamte Anlieferungs- und Backstage-Bereich untergebracht werden. Hier können demnächst dann ganze LKWs zum schallgeschützten Be- und Entladen einfahren.

Beweglich bleibt auch das gesamte Bühnen- und Bestuhlungskonzept für den „Großen Saal“. Sitzplätze wird es hier, zum Beispiel bei karnevalistischer Bierbankbestuhlung, mit geöffneten Seiten für bis zu 2120 Menschen geben. Hinzu kämen dann sogar noch einmal weitere 400 Stehplätze auf der Empore. Die Bühne hat alles, kann von der Tiefe und der Breite her variabel angepasst werden – hochfahrbarer und absenkbarer Orchestergraben inbegriffen. Stehend bietet die Kulturraffinerie auch nach den überarbeiteten Plänen bis zu 3800 Gästen Platz, obwohl die Ausmaße des neuen Hallenquaders mit Blick auf den gewünschten Erhalt der alten Stahlbetonbögen noch einmal etwas verkleinert wurden. Geplant ist er nun unter anderem mit modernen Glasbausteinen, die in den Abendstunden die Halle von innen zum Glühen bringen und am Tage von außen das Sonnenlicht widerspiegeln werden.

Tage der Entscheidungen

Für all das stand Architekt Thorsten Kock am Freitagabend kurz vor stehendem Applaus – und das schon rund drei Jahre vor Fertigstellung. Denn auch der Fahrplan steht inzwischen. Am Mittwoch, 11. März, diskutiert der Haupt- und Finanzausschuss ab 18 Uhr in öffentlicher Sitzung über die neuen Pläne, eine Woche später, am Donnerstag 19. März, sollen im Stadtrat die notwendigen Entscheidungen fallen.

Geht es nach den Plänen von Bürgermeister Daniel Zimmermann und der Verwaltung, soll die Entwurfsplanung bis Ende Juli 2020 abgeschlossen und der Bauantrag eingereicht werden. Die Baugenehmigung könnte gemäß Beschlussvorlage dann bis November 2020 vorliegen. Nach Durchführung der ersten Bauvergaben sollen die Baumaßnahmen dann bereits im April 2021 beginnen. Die Kulturraffinerie K714 könnte dann Ende 2023 fertiggestellt sein, sodass die Inbetriebnahme und ein Probebetrieb Anfang 2024 starten und Mitte 2024 schließlich der Regelbetrieb aufgenommen werden könnte.

In der Bürgerinformation stellte Bürgermeister Daniel Zimmermann auch die aktualisierte  Kostenplanung vor. Sie ist mit den neuen Wünschen und auf Basis der inzwischen erfolgten bautechnischen Untersuchungen auf 74 Millionen Euro gestiegen. Das hat unter anderem etwas mit den neu gewonnenen Erkenntnissen hinsichtlich Statik und der Einbindung der über 100 Jahre alten historischen Architektur und deren Fundamenten zu tun. Aber auch die gestiegene Wichtigkeit und künftige Qualität des „Kleinen Saals“ schlägt hier zu Buche. Thorsten Kock: „Die Einbindung des historischen Bestands ist schon eine Herausforderung. Aber sie lohnt. Diese Veranstaltungshalle wird Charakter haben, sie wird emotionalisieren und Atmosphäre ausstrahlen. Wenn es am Ende alles dasteht, wird es so aussehen, als wäre es schon immer genau so dagewesen. Es ist wie in einem gekonnt renovierten Fachwerkhaus. Da steht vielleicht auch ein Pfeiler mitten im Raum – und trotzdem fühlen sich alle sofort wohl. Wir gewinnen hier durch den etwas mühevollen Erhalt der alten Bausubstanz.“

Besondere Herausforderungen

Herausforderungen können auch durch andere Dinge noch entstehen. Offen steht in der Beschlussvorlage für den Haupt- und Finanzausschuss: „Das Projekt birgt Risiken, die nicht zwingend eintreten müssen.“ Neben Baukostensteigerungen, die bei einem Realisierungszeitrum von über drei Jahren zwischen 2 und 8 Prozent pro Jahr variieren können, sind dies vor allen Dingen Risiken, die etwa durch ein außergewöhnliches Hochwasser oder den Fund weiterer Ölaltlasten im Boden nicht auszuschließen sind. Die Gesamtsumme für diese Risiken wird von den Experten auf 19 Millionen Euro taxiert – wenn denn tatsächlich alle Unwägbarkeiten voll negativ eintreten sollten. Positiv hingegen: Dafür gibt es am Ende ein Areal, das den Menschen, beispielsweise durch die neu geschaffene Gastronomie und Verweilqualität, das ganze Jahr hindurch – und eben nicht nur bei Messen, Konzerten, Abi-Bällen oder Theateraufführungen – zur Verfügung stehen wird. Bürgermeister Daniel Zimmermann: „Wir werden keine Halle bauen, bei der der Hausmeister nur zu Veranstaltungen aufschließt und danach wieder für mehrerer Tage das Licht ausmacht und den Schlüssel im Schloss umdreht.“

Einzusehen sind die neuen Planungen im städtischen [intern]Mitmach-Portal im Bereich [intern]Aktuelle Projekte. Einen alten Plan hat die Stadt indessen aufgegeben. „Wir werden die Pläne für den sogenannten Rheinanleger, also dieses zur Wasserseite hin aufgeständerte langgezogene Gebäude an der Rheinpromenade, wo heute noch der grüne Zaun verläuft, nicht mehr weiter verfolgen“, verkündete der Bürgermeister am Freitagabend im Rathaus – und erhielt hierfür ebenfalls Applaus. Der einmal für über 100 Meter Länge angedachte Gebäudekörper hätte auch den Blick von der Kulturraffinerie auf den Rhein verstellt. Zimmermann: „Das passt einfach nicht mehr. Und auch die vor den Rheinkieselbauten, neben dem Schiffsanleger geplante Freitreppe würde nun allein zu kurz greifen. Im Rahmen eines Ideen-Wettbewerbs möchten wir das gesamte Rheinuferareal von der Marienkapelle und dem Schiffsanleger bis zum Rheinbalkon mit der Leda noch einmal ganz neu denken lassen, um hier eine schöne und ansprechende Nutzung zu realisieren. “ 

Zudem wurde im Rahmen des Bürgerinformationsabends bekannt: Auch die historische Lok nahe des Monheimer Tors wird wohl an die alte Wirkungsstätte zurückkehren und einen angemessenen Platz vor der Kulturraffinerie bekommen. Dort, wo sie heute steht, wird im Zuge der Innenstadtumbauten und der vorgesehenen Erweiterung des Monheimer Tors ein Kreisverkehr entstehen. Die Stadt bleibt auch hier in Bewegung. (ts)

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