Die Geschichte Monheims ist alt. Doch jetzt wird sie noch einmal ganz neu erzählt – so umfangreich, so detailliert und anschaulich wie nie zuvor. Klingt gut, sieht obendrein auch noch gut aus. Und: Es ist erst der Anfang! Denn am kommenden Donnerstag, 3. März werden Autor Karl-Heinz Hennen und Bürgermeister Daniel Zimmermann erst einmal „nur“ Band 1 der „Geschichte der Stadt Monheim am Rhein“ in der städtischen Bibliothek an der Tempelhofer Straße 13 präsentieren. Weitere drei Bände sollen im Jahresrhythmus folgen. Beginn ist um 19.30 Uhr. Organisiert wird der rund zweistündige Abend von der städtischen Volkshochschule.
Der Untertitel zu Band 1 der Monheimer Geschichte verrät es bereits. In ihm geht es um die Zeit „Von den Römern bis Napoleon“, und das auf 324 spannenden Seiten. Es sind aus historischer Sicht eher dunkle Jahre. Denn gerade von den Monheimer Siedlungsanfängen bis zum Ende des 18. Jahrhunderts gibt es nur wenig schriftliche Zeugnisse, aus denen verlässliche Rückschlüsse auf die Lebensumstände der damaligen Menschen in den Dörfern und auf den Höfen gezogen werden können. So umfangreich wie jetzt, wurde es jedoch noch nie versucht.
Tatsächlich kann Monheim am Rhein auf eine wohl mindestens rund 2000-jährige Geschichte zurückblicken. Eine römische Inschrift bezeugt die erste Besiedlung bereits auf die Zeit weniger als 100 Jahre nach Christus, in Höhe Haus Bürgel. Im heutigen Stadtteil Monheim wurde der Fronhof nachweislich schon um die Mitte des 9. Jahrhunderts gegründet. Erste Gutshöfe gab es in Blee um das Jahr 900 und in Baumberg um die erste Jahrtausendwende. Um all das ranken sich Geschichte und Geschichten, die im Hochmittelalter ihre Fortsetzung finden, als Monheim zum Amt aufstieg. Im 15. Jahrhundert zur Freiheit erhoben, entwickelte sich das Leben rund um den vor 600 Jahren erbauten Schelmenturm, trotz zahlreicher Fehden und Kriege, immer prächtiger. Das Ende des „Heiligen römischen Reichs deutscher Nation“ bildet 1806 schließlich auch in Monheim den Schlusspunkt einer langen Ära. Mit der Säkularisation und der Modernisierung der Rechtsprechung ist es zugleich ein Neuanfang. Von 1806 bis 1813 gehörte Monheim zum Großherzogtum Berg. Es folgt 1813 die französische Besetzung durch Napoleon. Ab 1815 wird das Bergische Land zur preußischen Provinz. All das umfasst Band 1 der „Geschichte der Stadt Monheim am Rhein“.
Das durchgängig in Farbe gehaltene Buch wird es am Donnerstagabend erstmals auch zu kaufen geben. Das Team um Linda Rossbach ist mit einem Stand in der Bibliothek dabei. Ab dem 4. März werden alle Geschichtsinteressierten die druckfrischen Werke dann auch in der Bücherstube Rossbach, an der Alten Schulstraße, erwerben können. Sie kosten 17,80 Euro. (ts)
Hintergrund
Zur Monheimer Geschichte gibt es bereits eine stattliche Reihe von Büchern und Artikeln in diversen Fachzeitschriften. Was aber bislang von vielen Interessierten doch noch sehr vermisst wurde, ist eine umfassende Darstellung, die in Form einer übersichtlichen Präsentation, historisch fundiert und dabei doch gut lesbar, die wichtigsten Erkenntnisse aus bisherigen Forschungen zusammenfasst, alte Quellen kritisch hinterfragt und neue auswertet. Aus diesem Grund ist die Stadt Monheim am Rhein ein umfangreiches Buchprojekt angegangen, das nun die Lücke schließen wird. Dabei soll Monheims bewegter Werdegang aufgezeigt werden, der zum heutigen Stadtbild mit den beiden großen Ortsteilen Monheim und Baumberg führte. Wegen der lange Zeit besonders engen Verbindung wird neben den vielen umliegenden Dörfern zudem vor allem auch das heute zu Leverkusen gehörende Hitdorf ausführlicher in die Betrachtungen miteinbezogen.
Die vorgesehen Gliederung der vier Bände
1) Von den Siedlungsanfängen bis zum Ende der französischen Herrschaft (1815) Nicht nur der Aufstieg Monheims zum Amt und zur bergischen Freiheit steht hier zum Start im Mittelpunkt. Auch die kleinen Ortschaften wie Bürgel und Baumberg im Norden, Blee im Süden sowie die großen Höfe in den Orten selbst, an deren Rändern und teilweise sogar weit außerhalb gelegen, werden mit ihrer wechselhaften Geschichte in Band 1 näher betrachtet.
2) Monheim unter preußischer Herrschaft (1815 bis 1918) Nach der französischen Besatzung wurde das Herzogtum Berg zu einem Teil von Preußen. Viele Neuerungen, etwa in der Justiz und in den Individualrechten, hatten aber im Wesentlichen Bestand. Die regionale Bedeutung Monheims ging indes zurück. Für einige Jahrzehnte verlor das Dorf sogar den eigenen Bürgermeister und musste diesen mit Langenfeld teilen. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ging es wieder aufwärts mit der Entwicklung.
3) Weimarer Republik, Nazizeit und Bundesrepublik (1918-1960) Der Zeitraum von 1918 bis 1960 ist bewusst gewählt, um Vergleiche zu ermöglichen. Einerseits gab es vom Kaiserreich zur Weimarer Republik Verwaltungskontinuität, andererseits aber völlig veränderte politische Strukturen. Was gelang in dieser Zeit an positiven Veränderungen? Woran scheiterte man? Und welche Auswirkungen ergaben sich daraus für die Bevölkerung? Dr. Karl-Heinz Hennen: „Man versteht die Nazizeit besser, wenn man sich vergegenwärtigen kann, welche durchaus vorhandenen Chancen in den Jahren zuvor vertan wurden, und welchen Nährboden frühe Nationalsozialisten auch in kleinen Dörfern vorfanden und nutzten. Zwar werden für die Nachkriegszeit zu Recht Wiederaufbau und Demokratisierung gerühmt, zugleich wird jedoch auch oft ausgeblendet, dass es über zwanzig Jahre dauerte, ehe allmählich mit der Aufarbeitung der vorhergehenden Terrorherrschaft begonnen wurde.“
4) Vor und nach der kommunalen Neugliederung (1960-2018) Auch in diesem Teil können für die Stadtgeschichte wichtige Phasen miteinander verglichen werden. Das rasante Bevölkerungswachstum vergrößerte nicht nur die Stadt, sondern veränderte auch sehr nachhaltig die Sozialstruktur. Konnte in der 1960 gegründeten, noch relativ kleinen Stadt der überwiegende Teil der Berufstätigen den Arbeitsplatz noch am Ort finden, so verkehrte sich die Situation nach Fertigstellung der beiden großen Neubaugebiete in Monheim und Baumberg ins Gegenteil. Weit mehr als die Hälfte der Berufstätigen wurden zu Berufspendlern, da es nicht gelang, in nennenswertem Umfang neue Industrien und Gewerbe anzusiedeln. Es sollte ein langer und mühsamer Weg werden, diese Strukturkrise zu überwinden.