Rund fünf Jahre haben die Räumlichkeiten des Monheimer Schelmenturms der Öffentlichkeit nicht mehr zu Verfügung gestanden. Der Grund: Auch für das 600 Jahre alte Bauwerk gelten inzwischen veränderte Brandschutzvorschriften. Die dafür notwendigen baulichen Veränderungen an einem denkmalgeschützten Gebäude vorzunehmen, war dabei eine besondere Herausforderung für die Beschäftigen im Baubereich der Stadt. Das Ergebnis sind unter anderem ein verändertes Treppenhaus mit neuen Brandschutztüren und eine Entrauchungsanlage, die den Schelmenturm auch für die Zukunft als beliebte Versammlungsstätte sichern.
Nun bekommen die Monheimerinnen und Monheimer ihren Turm also zurück – und mit ihnen zugleich auch alle Gäste der Stadt. Für die Attraktivität der Monheimer Altstadt ist es ein weiteres und ganz zentrales Highlight.
Die Wiedereröffnung wird am Sonntag, 7. September, ab 11.11 Uhr gefeiert. Für Speis und Trank sowie musikalische Unterhaltung ist gesorgt. Es spielt ein Bläserensemble des Kyiv Symphony Orchestras. Bürgermeister Daniel Zimmermann wird den renovierten Turm wieder an die Öffentlichkeit übergeben. Stadtarchivarin Sonja Felten und Bauforscherin Maren Lüpnitz werden einen kleinen geschichtlichen Einblick liefern.
Monchronik-Standort mit schelmischer Selfie-Station
Den Auftakt für die Neueroberung des Turms macht am Sonntag die neue Monchronik-Ausstellung als Teil des dezentralen Stadtmuseums. An 15 Stationen wird die Geschichte des Schelmenturms auf lebendige Form erzählt. Wie an anderen Monchronik-Standorten ist es eine Mischung aus analogen Ausstellungstafeln und digitalen wie interaktiven Elementen. Highlight ist ein lebendiges Manuskript, das Teil jeder Monchronik-Ausstellung ist. In einer animierten Projektion berichtet der Monheimer Schelm über die Bauphasen und die unterschiedlichen Nutzungen des Schelmenturms. Eine begehbare Glocke erzählt ihre bewegte Geschichte – vom Guss bis zum Erklingen. Und es gibt eine Selfie-Station mit dem Monheimer Schelm an einem ganz besonderen Monheimer Örtchen – dem Abort des Schelmenturms.
Für kleine Besucherinnen und Besucher gibt es eine eigene interaktive Kinderstation zu den unterschiedlichen Nutzungen des Schelmenturms und auch an allen anderen Stationen werden Kinder mit einer kindgerechten Ansprache direkt mit einbezogen.
Die Öffnungszeiten des Schelmenturm sind ab dem 13. September dann immer samstags, sonn- und feiertags von 11 bis 17 Uhr. Ausnahmen bilden die Weihnachtsfeiertage und Neujahr. Der Eintritt ist frei.
Lange Umbauphase hat sich gelohnt
Realisiert wurde die Monchronik-Ausstellung vom Team des städtischen Tourismusmanagements in Zusammenarbeit den Ausstellungsprofis von Lim und Freunde in Köln. Auch die Gänseliesel-Shapes, die vor allen Monchronik-Standorten stehen, werden pünktlich zur Eröffnung aktualisiert. Ende des Jahres wird die Monchronik als dezentrales Stadtmuseum noch um einen weiteren Standort ergänzt. Eine Ausstellung in der Taufkapelle von St. Gereon wird dann die Geschichte des mutigen Monheimer Pfarrers Franz Boehm erzählen, der es wagte, sich mit Haltung dem auch in Monheim herrschenden NS-Terror entgegenzustellen – und dafür mit seinem Leben bezahlte.
Der Schelmenturm überstand, wie schon etliche Kriege zuvor, auch den 2. Weltkrieg. Die notwendige Bau- und Planungszeit für die jetzige Umgestaltung der Innenräume hat die Stadt auch für Außenarbeiten genutzt. Im Oktober 2019 begannen an den Fassaden und dem Dach des Schelmenturms umfangreiche Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten. Der an der Südostecke etwa zwanzig Jahre lang hochgerankte Efeu wurde entfernt. Das Dach erhielt eine neue Schieferdeckung, die Außenmauern eine neue Verfugung. Während der Arbeiten, die von bauhistorischen Forschungen begleitet wurden, war der Schelmenturm lange Zeit hinter einem mit weißen Planen verhängten Gerüst verborgen.
Im September 2021 waren die Maßnahmen abgeschlossen, Gerüst und Planen wurden entfernt und gaben den Blick auf das alte Wahrzeichen in neuem Glanz wieder frei. Den bei der Sanierung des Schelmenturms Anfang der 1970er-Jahre eingebauten Fugenmörtel aus Zement hatten die Restauratoren durch Kalkmörtel ersetzt, was der Entstehungszeit des Schelmenturms im frühen 15. Jahrhundert entspricht. Die Fugen zwischen den Ziegelsteinen sind nun nicht mehr grau, sondern leicht gelblich, was den Turm gerade bei Sonnenschein manchmal regelrecht aufleuchten lässt.
Räume werden 2026 für die Allgemeinheit buchbar
Im 2. Stock und dem Dachgeschoss, über der Monchronik-Ausstellung im 1. OG, wird derzeit noch gearbeitet. Auch diese Räume werden nach der vollständigen Bauabnahme im Laufe der nächsten Monate wieder für die Nutzung durch die Allgemeinheit freigegeben. Dann werden hier wieder Veranstaltungen für bis zu 100 Personen möglich sein, also beispielsweise Konzerte, Ausstellungen und Trauungen, die dann – wie früher – über das Standesamt gebucht werden können. Derzeit können aber noch keine Termine vergeben und Mietverträge geschlossen werden – weder für Trauungen noch für andere private Feier in einer ganz besonderen Atmosphäre.
Sicher aber ist: Der Schelmenturm wird nach der Ausstellungseröffnung als erstem und der Freigabe der repräsentativen Räume darüber in einem zweiten Schritt wieder zu einem Ort der Begegnung – und das schöner, komfortabler, informativer und sicherer als je zuvor in seine rund 600-jährigen Geschichte. (ts)