„Vergessene Welten und blinde Flecken – die mediale Vernachlässigung des Globalen Südens“ ist der Themenschwerpunkt einer Kooperation zweier Monheimer Bildungseinrichtungen. In der Bibliothek an der Tempelhofer Straße 13 wird dazu den gesamten März eine Wanderausstellung präsentiert. Die Volkshochschule bietet am Mittwoch, 22. März, von 20 bis 21.30 Uhr einen kostenlosen Onlinevortrag an. Referenten sind Dr. Ladislaus Ludescher (Universität Frankfurt a.M. und Universität Mannheim) und Simon Abel (Universität Heidelberg).
Hintergrund: Nicht selten weisen Medien einen blinden Fleck auf, wenn es sich um den Globalen Süden (sogenannte Dritte Welt- beziehungsweise Entwicklungs- und Schwellenländer) handelt. So wurde über die verheerende mangelnde Nahrungsmittelversorgung in Ostafrika und der Tschadseeregion, durch die Ende des Jahres 2017 fast 37 Millionen Menschen vom Hungertod bedroht waren und die UN-Nothilfekoordinator Stephen O’Brien als größte drohende humanitäre Krise seit der Gründung der Vereinten Nationen bezeichnet hatte, kaum berichtet. Auch der Jemen, wo 2017 die größte jemals in der Geschichte gemessene Cholera-Epidemie ausbrach, gehört zu den medial vergessenen Welten, denen keine Sondersendungen gewidmet werden.
Die Ausstellung „Vergessene Welten und blinde Flecken“ stellt die wichtigsten Ergebnisse einer Langzeitstudie vor, in der unter anderem mehr als 5.100 Sendungen der „20-Uhr-Tagesschau“ aus den Jahren 1996 und 2007-2019 ausgewertet wurden.
Die Daten zeigen deutlich, dass die Berichterstattung geografisch sehr unausgewogen ist. Während dem sogenannten Westen weit überproportional hohe Aufmerksamkeit zufällt, werden zahlreiche Staaten des Globalen Südens an den Rand gedrängt oder teilweise sogar ignoriert.
Im „Corona-Jahr“ 2020 hat sich die Situation sogar noch zugespitzt: In nur etwa fünf Prozent der Sendezeit, in der sich die „Tagesschau“ mit der Pandemie beschäftigte, berichtete sie über die Lage im Globalen Süden. Viele Katastrophen, wie die Zunahme der Hungernden auf der Welt in dieser Zeit um etwa 130 Millionen Menschen auf insgesamt 820 Millionen, wurden fast gar nicht berücksichtigt.
Nähere Informationen gibt es auf Internetseite der VHS im Programmbereich Gesellschaft. Anmeldungen werden unter Angabe der Kursnummer 23S1204 per E-Mail an vhs@monheim.de oder direkt auf der Internetseite der VHS unter www.vhs.monheim.de entgegengenommen. Die Wanderausstellung ist während der Öffnungszeiten der Bibliothek zu besichtigen. (nj)