Freiheit, das bedeutet für Juni (13) rausgehen zu dürfen und sich mit Freunden zu treffen. Das hat er auf ein Plakat geschrieben, mit dem er sich jetzt fotografieren lässt. Das Projekt „Meine Freiheit – Deine Freiheit“ vom Düsseldorfer Verein Akki und der Heinrich-Heine-Universität ist eines von insgesamt rund 120 Projekten, die sich am Freitag in und rund ums Sojus 7 im Rahmen des See You-Festivals vorstellten und am Ende des Tages auf den Jugend-Kultur-Preis NRW hofften, der am Nachmittag vergeben wurde.
„Es ist wahnsinnig toll zu sehen, was Kinder und Jugendliche schaffen können, wenn man sie teilhaben lässt“, sagt Katharina Braun, Leiterin der Kunstschule und damit – gemeinsam mit dem Sojus 7 – Gastgeberin des Festivals, das vom Verband der Jugendkunstschulen in NRW, der Landesvereinigung Kulturelle Jugendarbeit NRW und dem Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes NRW seit 1990 alle zwei Jahre veranstaltet wird. Ein elfköpfiges Team aus Monheimer Jugendlichen hatten sich im Vorfeld gemeldet, um bei der Organisation und Durchführung des Festivals und der Preisverleihung mitzuhelfen. Von der Moderation über Mithilfe bei der Planung und Entwurf für Festival-T-Shirts bis hin zur reibungslosen Durchführung am Veranstaltungstag waren die Kinder eng eingebunden.
151 Kinder- und Jugendkulturprojekte der vergangenen zwei Jahre hatten sich für den mit insgesamt 15.000 Euro dotierten Preis beworben. Allesamt werden in einem Ausstellungskatalog verewigt: Nachahmen ausdrücklich erwünscht, so die Veranstaltenden. Aus Monheim am Rhein mit dabei ist unter anderem die Kunstwerkstatt Turmstraße mit der Arbeit „Sisyphos“ von Johannes Voges auf der Treppe zwischen dem Sojus 7 und dem Kindergarten „Ideenreich“ auf der Kapellenstraße. Gerade sind drei Schüler aus dem Otto-Hahn-Gymnasium dabei, das Spiel zu spielen. Einer scannt einen QR-Code an der Mauer und schickt seine Freunde die Treppe hinunter, in dem er vorliest, auf welche farblich markierten Steine sie als nächstes Hände und Füße setzen dürfen. Es erinnert an das Spiel Twister – und ist ein Spaß für alle Beteiligten.
Vor dem Eingang des Sojus 7 bildet sich derweil eine Schlange. Schülerinnen und Schüler aus Monheim und Projektteilnehmende aus 19 Kommunen in ganz NRW drängen in die ehemalige Krautfabrik. Das komplette Gebäude sowie das frisch restaurierte Fachwerkhaus und der Hof werden bespielt. Kinder und Jugendliche können sich in der großen Halle zurücklehnen und sich Hip-Hop, Vorträge, Tanzdarbietungen oder Schauspielelemente ansehen. Sie holen sich im Café ein Mittagessen und chillen im Hof auf großen Sitzsäcken. Im oberen Stockwerk ist Mitmachen angesagt: Eine Schreibwerkstatt aus Gelsenkirchen, ein Theaterworkshop aus Krefeld, ein Mosaikmitmachprojekt aus Wuppertal und ein Songwriting-Projekt mit Musikproduktionsworkshop des Ulla-Hahn-Hauses bieten den Besucherinnen und Besuchern vielfältige Möglichkeiten, sich selbst zu entfalten und vielleicht Neues zu probieren. Selbst Kunst und Kultur zu produzieren. Denn darum gehe es ja in der kulturellen Bildung, betont dann auch Bürgermeister Daniel Zimmermann in seiner Begrüßungsrede bei der Preisverleihung des Jugendkulturpreises im Anschluss an das Festival. „Nicht nur konsumieren, sondern sich selbst verwirklichen und etwas schaffen. Dazu braucht es Plätze in einer Stadt, wo das möglich ist und wir haben das hier im Sojus 7 geschaffen“, sagt Zimmermann.
„Gerade in Zeiten, in denen demokratische Strukturen ins Wanken geraten, braucht es mehr solcher Projekte auf europäischer Ebene, die Jugendliche ermutigen, ihre Gedanken und Gefühle über Länder- und Genregrenzen hinweg zum Ausdruck zu bringen“, sagt Kirsten Witt, Bereichsleiterin Bildung und Kultur, bei ihrer Laudatio zur Verleihung des Young Europe Award an den Krea-Jugendclub der Kreativitätsschule Bergisch Gladbach für sein länderübergreifendes Projekt „Hip Hop für Demokratie – Create!“. Der erste Platz beim Kinderkulturpreis NRW ging an das partizipative Projekt „Düsseldörfchen – Stadt der Kinder“ vom Verein Akki – Aktion und Kultur mit Kindern, bei dem Kinder in den Sommerferien eine komplette Stadt mit allem was dazu gehört aufbauen. Den ersten Platz des Jugendkulturpreis NRW teilen sich das Theaterprojekt „Lichtblicke“ der LAG Spiel und Theater NRW aus Bielefeld und „Kunst am Gleis“, ein Projekt der Jugendkunstschule Pink Pop in Ibbenbüren. Alles über die Projekte und die Gewinner der zweiten und dritten Plätze gibt es auf der Website des Jugendkultur-Preises NRW unter www.jugendkulturpreis.de . (pm)