Friedlicher Machtwechsel im Monheimer Rathaus

Bürgermeister Daniel Zimmermann legt den Schlüssel bis Aschermittwoch in die Hände von Karnevalistinnen und Karnevalisten / Der Goldene Schelm ist eingeweiht

Bürgermeister Daniel Zimmermann beim Verlesen der Kapitulationserklärung. Foto(s): Tim Kögler

Ein Rathaussturm mit Abstand. Aber immerhin wieder ein Rathaussturm – und eine völlig friedliche Machtübergabe.

Der Brauchtumszonenabschnittsbevollmächtigte Peters erläutert die schlimmen Folgen von Pandemie und Karnevalsentzug.

Das große und das kleine Prinzenpaar durften sich ins Goldene Buch der Stadt eintragen.

Der Goldene Schelm ist enthüllt. Er ist der neue Hingucker am Schelmenturm.

Anschließend konnte in der Monheimer Altstadt gefeiert werden.

Programm gibt es hier auch in den nächsten Tagen noch.

Die wohl friedlichste und widerstandsloseste Machtübernahme der letzten Jahrzehnte fand diesen Altweiber-Donnerstag, 24. Februar an Monheims Karnevalisten statt. Um 9.11 waren die Garden vor dem Rathaus aufmarschiert. Den Schlüssel gab es diesmal ohne großes Getümmel und viel Gegenwehr und vor allem ohne die sonst traditionelle Erstürmung des Ratssaals.

Vielmehr war Bürgermeister Daniel Zimmermann beinahe schon die pure Freude allein darüber anzusehen, die Amtsgeschäfte bis Aschermittwoch mal wieder an das große und kleine Prinzenpaar übergeben zu dürfen – nahezu widerstandlos. „Das könnt ihr NRWs Coronaschutzverordnung danken, die verhindern soll, dass Karnevalisten erkranken. Und die uns verbietet, drinnen Sitzungen zu veranstalten, nicht jedoch draußen Straßenkarneval abzuhalten“, betonte der entmachtete Bürgermeister und zeigte sich über die Umstände dennoch dankbar. „Damit ist neuerdings schon viel gewonnen, sind wir doch den Zeiten entkommen, in denen kaum noch etwas möglich war, vieles eingeschränkt und fast nichts mehr planbar.“

„Jecke Lebenslust verdrängt Hatespeech, Hass und Frust“

Zugleich dachte das kurzzeitig entmachtete Stadtoberhaupt an die vielen Menschen in den Ländern, denen die Krise der beiden letzten Jahre noch sehr viel härter zugesetzt hat. „Wie grausig mag es anderswo sein, wo schon das nächste Krankhaus allein, einen Tagesmarsch entfernt sich befindet und nur wenig an der schlechten Versorgung lindert. Auf der anderen Seite der Welt gibt es auch kein Kurzarbeitergeld, kein Homeoffice und erst recht keinen Staat, der dem Virus mit Maßnahmen entgegentrat.“ Die so coronareiche und infolge karnevalsarme Zeit habe jedoch auch hier vielen Menschen zugesetzt, so der Bürgermeister. Gerade in den Soziale Netzwerken habe sich der Ton auffällig verroht. „Doch vielleicht hilft hier ja ganz global, einfach ein bisschen mehr Karneval. Rote Nasen und jecke Lebenslust verdrängen Hatespeech, Hass und Frust.“ Zimmermann Empfehlung für die nächsten Tage: „Wer tanzt und schunkelt, wird nicht hassen, ist einfach froh und ausgelassen. Und in Büttenreden lässt sich die Politik kritisieren, ohne gleich die Demokratie zu demontieren. Fastelovend schafft Zusammenhalt, weil man sich kostümiert ganz ohne Vorbehalt, begegnet, schunkelt, büzt und wenn’s drauf ankommt auch mal stützt.“ Die damit verbundene Einladung kommt von Herzen: „Lasst uns das Brauchtum wieder pflegen, den Karneval erleben, und die tollen Tage mit Sonnenschein im Herzen feiern und glücklich sein.“

Ähnliche Erleichterung über ein wenig Normalität war auch bei Monheims Karnevalisten spürbar, denen jedoch wie allen Rathaussturm-Beteiligten am frühen Morgen zunächst nochmal der Schrecken in die Glieder gefahren war, als sie die schlimmen Meldungen aus der Ukraine erreichten. Wirklich normal ist in diesen Zeiten halt leider wenig. Ein neuer Feind des Frohsinns nahm ausgerechnet zum Karnevalsauftrakt die Weltbühne für sich ein.

„Uniformen gehören allein in die Hände von Karnevalisten“

Gleich doppelt erschrocken hat sich Gromoka-Sitzungspräsident Moritz Peters. Er hatte sich bereits Wochen zuvor in Anlehnung an die von der Stadt eingerichtete Brauchtumszone in der Altstadt dafür entschieden, an diesem eben in mehrerlei Hinsicht denkwürdigen Tag in die Rolle eines „Brauchtumszonenabschnittsbevollmächtigen“ in betont schlecht sitzender NVA-Uniform zu schlüpfen, um das werktätige Volk in den ordnungsgemäßen Gebrauch der JBZ, der „Jeck Besetzten Zone“ einzuweisen. Und so stellte er noch vor dem Beginn seines eigentlichen Auftritts klar: „Uniformen gehören allein in die Hände von Karnevalisten.“ Wie wahr! Peters spielte sich dennoch frei, erläuterte alles, vom Jeckpoint Charlie und den Einreisemöglichkeiten in die JBZ, über Grenzsicherungen sowie der noch immer gebotenen Zurückhaltung bei Bruderküssen um zu schließen: Den Karnevalismus in seinem Lauf, halten weder Ochs noch Esel auf.“ So soll es in Monheim am Rhein für die nächsten Tage sein.

Aufhalten ließen sich Sieger und Besiegte denn auch nicht, um direkt im Anschluss an den Rathaussturm weiter zum Schelmenturm zu ziehen, und dort ab 10.11 Uhr gemeinsam den Goldenen Schelm zu enthüllen. Geschaffen hat ihn die Monheimer Bildhauerin Elke Tendreich-Veit, die unter anderem in Langenfeld auch die vielen bekannte Figurengruppe „Christel von der Post und ihr Postillion“ vor der Stadtgalerie modellierte. Ein gewohnt glänzend aufgelegter Emil Drösser und das Oberschlesische Blasorchester Garath begleiteten die launig gestaltetet Einweihung. Der frisch abgesetzte Bürgermeister hob noch einmal das gemeinsame Bestreben bei der Stadtverwaltung hervor, über die Realisierung von Kunstwerken im öffentlichen Raum möglichst viele Menschen mit Kunst und Kultur in Berührung zu bringen. Dies könne, wie nun gerade wieder einmal geschehen, über die Arbeit einer lokalen Bildhauerin erfolgen oder eben, so wie in der jüngeren Vergangenheit mit der „Leda“ von Professor Markus Lüpertz oder dem „Monheimer Geysir“ von Thomas Stricker sowie demnächst über Tony Cragg und dessen „Tanzende Säulen“ auch über nationale und internationale Größen ihres Fachs. Den Goldenen Schelm, so viel steht fest, fanden am Altweiber-Donnerstag fast alle Närrinnen und Narren ziemlich großartig. Und für viele endet der Tag danach mit 2G+ und 2G++ in der „Jeck Besetzen Zone“, der Monheimer Altstadt. (ts)

 

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