Ein Auto fährt in die Tiefgarage hinein, auf einem Balkon gießt eine Mieterin ihre Blumen und aus der Kita laufen Kinder mit ihren Eltern – die Ideen der Planerinnen und Planer für das Sophie-Scholl-Quartier sind Wirklichkeit geworden. Drei Jahre nach dem ersten Spatenstich, und somit früher als geplant, feierte die städtische Tochtergesellschaft Monheimer Wohnen jetzt die Fertigstellung. „Wir können mit dem Ergebnis sehr zufrieden sein. Wie man sich das auf Baustellen immer so wünscht, sind wir sowohl im Zeitplan als auch im Kostenplan geblieben“, freut sich Bürgermeister Daniel Zimmermann.
Die Monheimer Wohnen wurde 2017 als Tochtergesellschaft der Stadt mit dem Ziel gegründet, wertigen und zugleich bezahlbaren Wohnraum für möglichst alle Generationen und Bevölkerungsschichten bereitzustellen. Für Menschen mit geringerem Einkommen sind daher rund 30 Prozent der Wohnungen vorbehalten. Acht Jahre nach ihrer Gründung hat die Monheimer Wohnen nun ihr drittes Neubauprojekt abgeschlossen. Seit 2022 sind im Berliner Viertel 233 Wohnungen im Quartier „Unter den Linden“ vermietet. 2023 wurden die Schlüssel für weitere 31 Wohnungen an der Françoise-Dolto-Straße im Baumberger Frankreichviertel übergeben. Im Sophie-Scholl-Quartier sind in acht Gebäudekomplexen insgesamt 201 Wohnungen entstanden – 140 davon frei finanziert und 61 öffentlich gefördert. Die fünfgruppige Awo-Kita „Ki.Wis Entdeckergarten“ hat bereits im Januar 2024 ihre neuen Räumlichkeiten bezogen. Und auch die Einzelhandelsfläche wurde vor dem Zeitplan fertiggestellt, so dass die Drogerie Rossmann seit dem 2. August Kundinnen und Kunden empfangen kann.
Barrierearmer Wohnraum in innerstädtischer Lage
„Die innerstädtische Lage ist genau richtig für dieses Quartier“, findet Zimmermann. „Ganz nah am örtlichen Einzelhandel und mit Anschluss an die Bushaltestellen ist hier dringend benötigter barrierearmer Wohnraum entstanden. Und besonders schön finde ich, dass man die öffentlich geförderten Wohnungen nicht von den frei finanzierten Wohnungen unterscheiden kann.“
Die Wohnungen im Sophie-Scholl-Quartier sind mit Fußbodenheizung, Kellern, Fahrradabstellräumen, Kinderwagenräumen und bodengleichen Duschen ausgestattet. Die Gebäude wurden nach dem sogenannten „KFW-55 EE Standard“ errichtet. Das Wärmekonzept beinhaltet ein hocheffizientes Blockheizkraftwerk in Kombination mit einer Luft-Stromwärmepumpe, die den benötigten Strom aus den Photovoltaikmodulen auf den Dächern der Wohnhäuser bezieht. KFW 55 bedeutet, dass der Primärenergiebedarf nur bei 55 Prozent des Wertes eines Referenzhauses liegt. Das Kürzel „EE“ steht für „Erneuerbare-Energien-Klasse“. Dabei werden mindestens 55 Prozent der Wärmeversorgung für Heizung und Warmwasser regenerativ erzeugt – im Sophie-Scholl-Quartier geschieht dies hauptsächlich über den Sonnenstrom. Darüber bietet die MEGA ein Mieterstrommodel an, so dass Mieterinnen und Mieter den im eigenen Quartier erzeugten Sonnenstrom auch selbst nutzen können.
Tiefgaragen, Car-Sharing-Angebot, Spielplätze und Outdoor-Fitnessbereich
In den Erdgeschossen gibt es Mietergärten mit Terrassen, in den oberen Stockwerken Balkone und in den Wohnungen der Staffelgeschosse sogar bis zu zwei Dachterrassen. Alle 18 Häuser sind an drei Tiefgaragen mit 162 Stellplätzen angebunden. Aufzüge fahren direkt in die jeweilige Etage der Wohnungen. Wer auf ein eigenes Auto verzichten möchte, profitiert von einem Car-Sharing-Angebot: Zur Verfügung stehen drei Kleinwagen und ein Transporter. Neben Spielplätzen für Kinder gibt es außerdem einen Outdoor-Fitnessbereich, der bereits rege genutzt wird.
Die neuen Wohneinheiten sind in einer Zeit entstanden, die geprägt ist von stark gestiegenen Baukosten, Zinsen und regulatorischen Anforderungen wie komplexen Bauvorschriften und energetischen Anforderungen. So haben sich Finanzierungskosten im Vergleich zwischen dem Wohnquartier Unter den Linden, das 2021 während der Coronazeit fertig gestellt wurde, und dem Sophie-Scholl-Quartier, das unter dem Eindruck der Coronazeit und dem Krieg in der Ukraine gebaut wurde, nahezu verdoppelt. „Umso erfreulicher ist es, dass wir auf den Tag genau drei Jahre nach dem Spatenstich diese Fertigstellung feiern können“, freut sich Daniel Fieweger, Geschäftsführer der Monheimer Wohnen. Mit Wohnungsgrößen zwischen 44 und 128 Quadratmetern, 1,5- bis 5-Zimmer-Wohnungen und Mieten zwischen 6,20 Euro und 13,90 Euro pro Quadratmeter spricht das Angebot im Sophie-Scholl-Quartier alle Zielgruppen an. „Wir bilden hier die komplette Vielfalt der Gesellschaft ab“, erklärt Fieweger. „Am Ende sind es aber die Bewohnerinnen und Bewohner, die das Herzstück des Quartiers ausmachen und das Quartier mit Geschichten füllen.“
Mehrstufiges Prüfverfahren für Vergabe der Wohnungen
Sollten Wohnungen frei werden, bewirbt die Monheimer Wohnen sie über bekannte Immobilienportale. Die Vergabe der gefragten Wohnungen erfolgt stets nach einem mehrstufigen Prüfverfahren. Besonderen Wert wird durch die Monheimer Wohnen unter anderem auf die Förderung von Familien mit Kindern sowie Menschen mit einem dringenden Bedarf an barrierefreiem Wohnraum gelegt. Ebenso werden Menschen, die bereits in Monheim am Rhein wohnen oder die hier ihren Arbeitsplatz haben, bei der Vergabe bevorzugt. Besonders geachtet wird auch auf besondere soziale Notlagen.
Die nächsten Projekte der Monheimer Wohnen sind bereits in Planung. Im Baumberger Osten hat die städtische Tochtergesellschaft gemeinsam mit dem Bauunternehmen Paeschke eine rund 40.000 Quadratmeter große Fläche erworben. Paeschke plant im neuen Türkei-Viertel rund 53 Einfamilienhäuser, die Monheimer Wohnen könnte 12 Mehrfamilienhäuser mit 138 Wohnungen bauen. Auch auf circa 6,4 Hektar des bisher gewerblich genutzten Braas-Grundstücks zwischen Sandstraße und Am Kielsgraben soll neuer Raum für die Allgemeinheit geschaffen werden. Insgesamt 150 Wohneinheiten wären hier möglich. Derzeit läuft das Bebauungsplanverfahren. In der Innenstadt, im dritten Bauabschnitt von Monheim Mitte, sollen vier Häuser mit Platz für Einzelhandel, Büroflächen und 60 Wohnungen der Monheimer Wohnen entstehen. Und nebenan, Im Rosengarten an der Opladener Straße, könnten künftig die Schlüssel für weitere 80 Wohneinheiten übergeben werden. Auch bei den neuen Wohnprojekten sollen 30 Prozent wieder öffentlich gefördert sein. (bh)