Lyrikerin Lena Riemer spricht über ihre Anfänge im Ulla-Hahn-Haus

Im Jungen Monheimer Schreiblabor bietet die 20-Jährige im Dezember einen Schreibworkshop an

Siegfried Bast, Projektleiter im Ulla-Hahn-Haus, spricht mit Lyrikerin Lena Riemer über ihren Weg. Foto: Birte Hauke

Mit 14 Jahren kam Lena Riemer erstmals in die Schreibwerkstatt ins Ulla-Hahn-Haus. Heute, sechs Jahre später, studiert sie an der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität Germanistik und Soziologie, veröffentlicht Texte in verschiedenen Bänden und freut sich über Auszeichnungen für ihre Lyrik. Mit Siegfried Bast, der Lena Riemers erste Schritte als Projektleiter im Ulla-Hahn-Haus verfolgte, sprach die 20-Jährige jetzt über ihre Anfänge im Ulla-Hahn-Haus und ihren weiteren Weg.

Zum Jungen Monheimer Schreiblabor, das damals noch „Junge Monheimer Schreiber“ hieß, kam Lena Riemer auf der Suche nach Austausch über das eigene Schreiben mit einer Freundin. Das Angebot ermöglichte ihr, sich schreibend zu entfalten: „Es war wichtig, dass es in der Freizeit stattfand und nicht im Rahmen der Schule. Es nimmt so einen Zwang raus und es gibt mehr Freiheit: man ist fern ab von irgendeiner Bewertung“, erinnert sich die Langenfelderin. „Aber gleichzeitig kriegt man auf jeden Fall ehrliche Kritik. Ich habe vor allem nach Kritik gesucht. Ich habe vor allem nach einer Form der Kritik gesucht, die ich zum Beispiel von meinen Eltern nicht bekommen konnte. Um mich zu verbessern brauchte ich kritische Meinungen und Positionen zu meinen Texten.“

In der Schreibwerkstatt freute sich Riemer über Tipps von Dozentinnen und Dozenten aus Bereichen wie Poetry Slam, Jugendbuch und Hörspiel. Vor allem für ihre Auftritte bei Poetry-Slams und öffentliche Lesungen erhielt sie dadurch mehr Selbstbewusstsein. War sie in ihrem Schreiben zunächst von Poetry-Slam-Texten beeinflusst, wurde später der Einfluss von Lyrikerinnen und Lyrikern wie Uljana Wolf, Yevgeniy Breyger und Paul Celan stärker. Inhaltlich kreisen ihre Texte um die Themen Identitätsfindung, die eigene Sozialisation und gesellschaftspolitische Fragen wie den Klimawandel. Dabei zieht sich die Verwendung von außergewöhnlichen Bildern durch ihr gesamtes Schreiben: „Ich glaube, dass man Identitätssuche sehr gut lyrisch darstellen kann, weil Lyrik stark verdichtend ist, so etwas Großes wie Identität kann man nie vollumfänglich darstellen, aber man kann mit Hilfe von Lyrik so schnell so starke Bilder aufmachen, die mir persönlich viel mehr sagen und geben, als wenn ich einen ganzen Roman darüber schreiben würde“.

Besonders deutlich wird das im autobiographisch geprägten Gedicht „Mutterland“: In knappen Bildern erzählt Riemer die vier Stationen einer autofiktionalen Reise einer Mutter mit ihrer Tochter in das ehemalige Heimatland Polen. In der vierten Station, „Kattowitz“, fasst Riemer die Befremdung und den kritischen Blick auf die katholische Kirche von Mutter und Tochter in das Bild „wir sitzen unter tannen ein verschworenes Duo aber ein fremdkörper in diesem ökosystem“ gefolgt von „ein letztes läuten der unzählbaren glockentürme dieses Landes treibt schafherden auf dem weg zur abendmesse.“ Riemer verdichtet Bilder und macht Irritationen erlebbar: „Lyrik kann generell unglaublich viel in unglaublich verknappter Form.“ 2021 erhielt sie für „Mutterland“ den THEO – den Berlin-Brandenburgischen Preis für junge Literatur.

Mehrmals wurde Lena Riemer bei Lyrik- und Schreibwettbewerben mit Preisen ausgezeichnet, zuletzt im Mai beim monatlich ausgeschriebenem Lyrikwettbewerb Lyrix in der Altersgruppe 15 bis 20 Jahre für ihr Gedicht „Ödland“ – zum zweiten Mal. Im Rahmen der Berliner Festspiele begegneten sich 20 Bewerberinnen und Bewerber, die sich in einem Feld aus 700 Nachwuchslyrikerinnen und –lyrikern durchgesetzt hatten. „Die Vernetzung ist gut. Wenn 20 Leute eingeladen werden, die alle ähnlich jung sind und sich mit Literatur beschäftigen, dann gibt einem der Austausch sehr viel.“ Wertschätzung der eigenen schriftstellerischen Arbeit ist ihr sehr wichtig: „Es ist eine Bestätigung, dass man etwas richtigmacht. In der Lyrikszene muss man dranbleiben, damit man Leute kennenlernt und sich vernetzt. Es ist schwer, den Leuten im Gedächtnis zu bleiben. Es ist ein Sich-Selbst-Beweisen und anderen beweisen und wenn das für gut befunden wurde, ist es ein Aufatmen.“

Nächstes Jahr will Lena Riemer sich am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig bewerben, um sich auch im Studium auf das eigene Schreiben zu konzentrieren. Im Ulla-Hahn-Haus bietet sie im Dezember im Jungen Monheimer Schreiblabor außerdem eine Lesung und einen Schreibworkshop an. Das Publikum in Monheim am Rhein habe sie immer als sehr offen und wertschätzend erlebt. Für junge Menschen, die sich fürs literarische Schreiben interessieren, hat sie schon jetzt einen Rat: „Viel Selbstvertrauen in das eigene Können, auch wenn man bei einem Wettbewerb mal abgelehnt wird.“

Das Junge Monheimer Schreiblabor richtet sich an 15- bis 25-Jährige, die mit Textformen experimentieren möchten. Treffen sind donnerstags von 19 bis 21 Uhr. Nach den Ferien beginnt das Angebot am 25. August. Anmeldungen sind mit Angabe der Kursnummer (K-22W-U101) unter Telefon +2173 951-4140, per E-Mail an [E-Mail]ullahahnhaus@monheim.de oder im Internet unter [extern]www.monheim.de/ulla-hahn-haus möglich. (bh)

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