Bibliothek und Volkshochschule erinnern am 10. Mai an verfolgte Autoren
An die vom Nazi-Regime organisierte Bücherverbrennung vor 75 Jahren erinnern Bibliothek (ehemals Stadtbücherei) und Volkshochschule am Samstag, 10. Mai, von 11 bis 13.15 Uhr in der Bibliothek (Tempelhofer Straße 15). Martin Führer, Geschäftsführer der Bibliothek, und Dr. Karl-Heinz Hennen, Literaturwissenschaftler und ehemaliger VHS-Leiter, lesen, referieren und zeigen Dokumente und Porträts verfolgter Schriftsteller.
Zu Beginn wird anhand von Beispielen auf die über 2000 Jahre alte Geschichte von Zensur und Bücherverbrennungen hingewiesen. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, wie die Aktionen von 1933 alles Bisherige, so schrecklich es auch gewesen war, bei weitem übertrafen. Im Mittelpunkt stehen Kurzbiographien und Leseproben von „verbrannten Dichtern“ wie Ernst Toller, Else Lasker-Schüler, Albert Ehrenstein, Walter Mehring, Erich Mühsam, Irmgard Keun, Alfred Döblin, Hans Henny Jahn, Jakob van Hoddis und Max Herrmann-Neiße.
Daneben wird die historische Dimension von Heine bis Kafka beleuchtet, der Sonderfall Oskar Maria Graf mit Bertolt Brechts Gedicht über ihn behandelt. Mit einem Exkurs und einigen Beispielen wird auf außerliterarische Gebiete hingewiesen. Nicht zuletzt wird die äußerst problematische Aufarbeitung der Verstrickung führender Germanisten in die NS-Ideologie aufgezeigt. Damit zusammen wird auch die Frage gestellt, was nach 1945 geschehen ist.
Die Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 war von den Nazis nach wochenlanger Vorbereitung als Höhepunkt der „Aktion wider den undeutschen Geist“ geplant. Alles sollte zwar wie eine spontane Aktion wirken, war aber mit präzisen Ablaufplänen für die örtlichen Studentenschaften generalstabsmäßig vorbereitet.
Die Einmaligkeit dieses barbarischen Akts besteht darin, dass die sichtbar Ausführenden Studenten aller deutschen Universitäten waren, also die künftige geistige Elite, und dass mit einer bis dahin nicht gekannten Radikalität alles Schriftgut erfasst wurde, was weltanschaulich oder rassenideologisch dem Nationalsozialismus nicht passte.
In vielen Städten wurden bereits tagsüber die Scheiterhaufen aufgeschichtet. Am späten Abend endeten dort die Fackelzüge und meist hielt ein Professor der jeweiligen Universität einen Vortrag, bevor die Verbrennung begann. In Berlin sprach zusätzlich Propagandaminister Joseph Goebbels, der dem Ereignis damit eine offizielle Note verlieh.